Kapitel 08: Dämonische Brüder
"Green! Ziel auf seine Beine und bring ihn damit zu Fall!" Als ob ihr das nicht selbst eingefallen wäre, bei einem Dämon der so dünne Beine hatte, dass es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit sein müsste, dass das Wesen überhaupt in der Lage war seinen enormen Oberkörper aufrecht zu halten, denn das Fleisch, was an seinen Beinen scheinbar komplett fehlte, war eindeutig an seinem Oberkörper zu finden. Daher war es wohl kein Kunststück wenn man herausfand, dass es am besten war, auf seine Beine zu zielen.
Dennoch, auch wenn sie es sich bereits selbst gedacht hatte, war sie froh über diesen Tipp, der von ihrem neuen Kampfgefährten stammte: Gary hatte sich endlich dazu bereit erklärt, Green bei ihren nächtlichen Aufgaben zu helfen, sogar ohne, dass Green "besondere Geschütze" hätte auffahren müssen. Es war ein gutes Gefühl jemanden dabei zu haben auf den man sich verlassen konnte. Pink war zwar bis jetzt meistens dabei gewesen, aber das Gefühl des Verlassens rief sie nicht gerade empor. Daher war sie jetzt auch Zuhause, besonders da Gary angemerkt hatte, dass es vielleicht nicht so schlau war, Pink zum Kampfgeschehen mitzunehmen, wenn die Dämonen nach ihr trachteten.
Und so war diese kühle Novembernacht ihre zweite gemeinsame Nacht des Kämpfens. Schnell hatte Green bemerkt, dass Gary nicht der kämpfende Typ war, sondern eher ein Stratege, denn seine Bewegungen waren äußerst wohl durchdacht und seine Ratschläge äußerst hilfreich; er besaß ein großes Allgemeinwissen über die Dämonen und fand unheimlich schnell deren Schwachstellen und auf welche Art und Weiße Green diese am Besten für einen schnellen Sieg ausnutzen konnte - so weit sie es jedenfalls bis jetzt beurteilen konnte.
Green tat wie geheißen und zielte mit ihrem Darklightning auf die Beine des Ungetüms, nachdem sie einem Angriff ausgewichen war. Ihr Vorhaben schien erfolgreich, denn sie zerstörte seine Balance indem sie zwei seiner vier Beine mit ihrer Attacke traf und er zu Boden ging, nicht ohne den Boden unter deren Füßen zum erzittern zu bringen.
"Gotcha!", rief Green begeistert zu Gary, der nach der letzten Attacke des Dämons mehrere Meter von ihr entfernt gelandet war um auszuweichen. Dieser schien jedoch nicht so begeistert wie sie zu sein und ahmte schon gar nicht ihre siegreiche Pose nach. Mit ernstem Blick sagte er:
"Worauf wartest du?! Bereite dem ganzen ein Ende ehe er sich wieder aufrichtet!"
"In Ordnung, Chef!", antwortete Green ohne seinen ernsten Ton irgendwelche Beachtung zu schenken, sondern aus den Augenwinkeln heraus die Leisten ihres Stabes überprüfend: für einen Light Spirit würde die Energie gerade noch reichen und diese würde der Dämon zu spüren beko-
Weiter kamen Greens Gedanken nicht, denn Angesichts der ungeahnten Wendung die sich vor ihr auftat, stockten nicht nur ihre Gedanken sondern auch ihr Atem: unter scheinbar enormen Schmerzaufwand und begleitet mit einem überaus ekligen Geräusch von sich windenden Gedärmen und brechenden Knochen wuchsen dem Dämon in innerhalb von nur kürzester Zeit zwei missgestaltete Flügel aus dem Rücken. Ein Profi auf dem Gebiet der Dämoneneliminierung hätte es sicherlich vollbracht den Dämon zu erlegen, ehe es seine Flügel ausgebreitet hatte, doch Green stand dem Geschehen eher geschockt entgegen und war weit davon entfernt wie ein Profi zu reagieren.
"Green!" Die Stimme Garys brachte zwar Greens Gedanken dazu sich wieder in Bewegung zu setzen - und diese sagten ihr, dass ihr Körper sich auch lieber in Bewegung setzen sollte - aber dieser reagierte nicht. Erst als der Dämon mit einem markerschütternden Gebrüll dazu ausholte, derjenigen den Kopf abzureisen, die es gewagt hatte ihm seiner Balance zu berauben, wachte die junge Wächterin auf: in letzter Minute gelang es ihr geschickt auszuweichen und stolperte dabei fast in Gary rein, der ihr scheinbar zu Hilfe geeilt war.
"Ich bin in einem Horrorfilm gelandet", sagte Green die Augen auf den fliegenden Dämon gerichtet, der sich scheinbar umorientieren musste, nachdem sein Opfer aus seiner Schusslinie verschwunden war.
"Daran solltest du dich langsam gewöhnt haben", antwortete Gary kritisierend und fügte hinzu:
"Nichtsdestotrotz ist er durch die Metamorphose geschwächt! Ein Treffer müsste genügen um ihn zu töten, wenn du ihn triffst."
"Das "wenn" gefiel mir dabei nicht", antwortete Green kurz bevor sie wieder dazu gezwungen waren auszuweichen, diesmal in verschiedene Richtungen springend. Anscheinend hatte der Dämon es wirklich nur auf die Wächterin abgesehen, doch diesmal war Green vorbereitet. Denn schon während sie letzteres gesagt hatte, hatten sich die Leisten ihres Stabes aufgeladen und ein leichter Schimmer umgab diesen.
Doch es kam anders als von den drei Anwesenden geglaubt:
Ein schwarzer Blitz schoss vom Himmel herab, spießte den Dämon in der Mitte auf und die zwei Hälften knallten erschütternd zu Boden, wo sie sich in einem dichten Nebel auflösten.
"Was zur...", fragte Green sich selbst, doch schnell verzerrte ihr Gesicht sich, denn das was sie vor sich sah gefiel ihr gar nicht und auch Gary schien nicht besonders begeistert, wie Green bemerkte, als er neben ihr landete.
"Hi!", sagte ein unheimlich gutaussehender Dämon dessen rote Haare im Wind wehten und dessen Grinsen sogar von weiten gut zu erkennen war.
"Dachte mir, ich helfe euch mal."
"Danke, wir verzichten!", antwortete Green schnell ehe sie noch dazu verleitet wurde eine andere Stellung zu beziehen. Ohne ihn weiter zu beachten drehte sie sich von dem Neuankömmling weg und wollte gerade mit erhobenem Haupt davon schreiten, als sie den Rotschopf plötzlich nicht mehr hinter sich wusste, sondern ihn vor sich sah.
"Och, Green-chan, sei doch nicht so...", fing er an mit einer vermeintlich netten und auch leicht flehenden Stimme an, kurz davor ihre Hand zu ergreifen um den flehenden Ausdruck in seiner Stimme noch zu unterstreichen. Während Gary die Augen verdrehte und die Arme verschränkte, entriss Green ihre Hand aus Silvers Griff und antwortete giftig:
""Green-chan" ist nicht zu gegen, Silver!" Mit Absicht betonte sie jeden einzelenden Ton in seinem Namen extra und genoss es beinahe, wie verletzt er sie ansah, sich natürlich bewusst, dass er dies nur vortäuschte, so wie er alles andere vortäuschen konnte. Aber nicht mit ihr! Nicht noch einmal! Zwei mal fiel sie nicht auf denselben Trick rein; wie kam er auf die Idee, dass sie das tun würde? Hielt er sie für sie dumm und naiv?
Gerade als Silver den Mund öffnete um zu kontern, sah Green über die Schulter hinweg und sagte an Gary gewandt:
"Gary, wir gehen!" Ohne von Silver Notiz zu nehmen, schritt sie zu Gary, mit einem Blick der keinen Widerspruch gelten ließ und selbst Gary, der sich eigentlich nie etwas sagen ließ, entschied sich diesmal dazu, dass es vielleicht besser war, Greens Worten Taten folgen zu lassen; außerdem war er doch auch ein kleines Bisschen schadenfroh, als Silver ihn flehend ansah (anscheinend in der Hoffnung Gary könnte Green dazu verleiten es sich anders zu überlegen), wofür Gary nur ein Schulternzucken übrig hatte.
"Aber, Green-cha-", versuchte Silver es noch einmal, doch wurde diesmal von Green unterbrochen, die ihren Stab umgewandelt hatte und ihn über die Schulter hinweg drohend in seine Richtung hielt, mit den Worten:
"Ich habe es bereits einmal getan, zwinge mich nicht dazu es zu wiederholen!"
Diese Aussage schien gewirkt zu haben, denn Silver hatte die Verfolgung aufgegeben und so waren Gary und Green auf dem gemeinsamen Heimweg. Im Gegensatz zu so manchem anderen Malen, war es noch nicht einmal besonders spät und so war der normale Weg durch den Stadtpark auch noch recht Menschenerfüllt. Dies hinderte Green nicht daran, das unvermeidliche Thema anzusprechen, nachdem sie eine ziemlich lange Zeit geschwiegen hatten.
"Er ist also wieder da." Gary sah aus den Augenwinkeln zu ihr, doch sah gleich wieder nach vorne, da er keine besonderen Gefühle in ihrem Gesichtsausdruck aus machen konnte: sie versteckte sie fein säuberlich.
"Unkraut vergeht nicht - du hast doch nicht ernsthaft damit gerechnet?"
"Nein, nicht wirklich."
"Gehofft?" Nach dieser plötzlichen Frage schwieg Green kurz, ehe sie ein leichtes Zucken mit den Schultern andeutete, worauf Gary nicht weiter einging, da er es für unangebracht hielt. Ihre nächsten Worte überraschten ihn daher schon ein wenig:
"Wie steht ihr beiden zueinander?" Gary war nicht nur über die Frage an sich verwundert, sondern auch darüber, dass sie überhaupt gestellt wurde.
"Green, das wird dir doch aufgefallen sein?" Sie sah ihn jetzt wieder an, verwundert, wie es schien. Als sie ein Kopfschütteln andeutete, antwortete er mit einem Seufzten:
"Silver ist mein kleiner Bruder." Green blieb auf der Stelle stehen und starrte ihn verwirrt an.
"Dein... Bruder?!" Noch einmal musterte sie ihn ganz genau und auf einmal ging ihm ein Licht auf, weshalb sie dies tat.
"Ihr... seht euch nicht besonders ähnlich", sagte Green, wobei sie mit den Augen besonders bei den Haaren hängen blieb. Der Angesprochene kam nicht drum herum die Augen zu verdrehen und auch ein ärgerliches Seufzten entglitt ihm.
"Sagen wir, die Gene waren sehr eindeutig verteilt." Mit diesen Worten begann er deren Weg fortzusetzen, wo Green noch kurz auf dem gleichen Fleck verweilte, ehe sie sich doch dazu entschied weiter zu gehen.
"Aber das heißt ja, dass er auch ein Halbdämon ist?"
"Ja, das ist er auch."
"Aber dann kennt ihr euch ja richtig gut?"
"Ja, das kann man wohl so sagen." Kurz schwieg sie, überdachte scheinbar ihre neue Frage zu dieser neuen Situation:
"Warum hast du dann nicht für ihn Partei ergriffen, jetzt und auch vor einer Woche?"
"Wie wir bereits festgestellt haben, ich kenne ihn; ihn und seine Fähigkeiten. Mir war klar, dass er einen Angriff deinerseits überleben würde und Silver ist... wie soll ich sagen? Es gibt kein Adjektiv welches ihn passend beschreiben kann. Sagen wir es so: manchmal hat er für seine Spielereien eine Strafe sehr wohl verdient", antwortete Gary ernst, während er dabei Green ansah, die langsam nickte.
"Dann wäre dir ja von Anfang an klar gewesen, dass er nur mit mir gespielt hat, wärest du da gewesen."
"Das wage ich nicht zu beurteilen. Im Allgemein ist sein Liebesleben sehr... wechselreich. Silver ist eine Person die nicht viel ernst nimmt und das gehört jedenfalls nicht zu den wenigen Dinge die er ernst nimmt. Er ist ein Spielkind, welches nur darauf aus ist sich selbst zu amüsieren, am liebsten auf Kosten anderer."
"Du sprichst ja nicht gerade gut von ihm."
"Alles was ich sage ist, dass du aufpassen solltest. Eine gutgemeinte Warnung, denn ich habe es noch nie erlebt, dass er einem Mädchen hinterher läuft." Und mit diesen Worten mitsamt einem "Gute Nacht" hinterließ er Green auf dem Flur zurück.
Garys Lieblingszeit des Tages war eindeutig der Morgen. Er mochte diese Zeit des Tages einfach auf Grund von mehreren Faktoren. Was ihm besonders gut gefiel, war die Tatsache, dass die Gänge der Schule um diese Uhrzeit noch nicht überfüllt waren. Es herrschte eine angenehme Ruhe über diesen Ort der normalerweise erfüllt war von regen Treiben, von widerhallenden Schritten, Reden und Gelächter. Jetzt hörte er nur seine eigenen Schritte und nur von weiten die der anderen wenigen Anwesenden; das Kratzen von Bleistiften und das Tippen auf den Computertastaturen; Geräusche die er hören konnte, dank seines dämonischen Gehörs, wenn er an dem Lehrerzimmer vorbei ging. Ehe er an diesem Morgen jedoch ins Klassenzimmer ging, holte er sich noch ein neues Buch aus der bescheidenen Schulbibliothek und schlug dann den Weg ins Klassenzimmer ein, nicht ohne einen vorbeigehenden Lehrer zu grüßen. Während er die Hand an die Schiebetür zum Klassenzimmer legte, überflog er bereits die erste Seite des neuen Buches und er fühlte eine gewisse Vorfreude in sich aufsteigen, als er bemerkte, dass er mal wieder ein gutgeschriebenes Buch gefunden hatte.
Doch das wohlige Glücksgefühl verflog schnell wieder, als er die Tür geöffnet hatte und sein geliebter Morgen damit ruiniert war.
"Wir müssen reden, Aniki."
Etwa eine halbe Stunde später füllte sich das Klassenzimmer, da die ersten Schüler eintrudelten. Die weiblichen Schüler waren regelrecht entzückt davon Silver wieder zu sehen und hatten sich sofort um ihn geschart und plagten ihn nun mit Fragen, wo er doch so lange gewesen sei und was er getan hätte! Da die gesamte Aufmerksamkeit auf dem Rotschopf lag, bemerkte niemand, dass eine gewisse Feindseligkeit immer mal wieder durch den Klassenraum vibrierte wenn die Blicke der beiden dämonischen Brüder sich trafen. Erst als Green dazu kam, veränderte sich die Situation.
Sie kochte bereits vor Wut, ehe sie Silver überhaupt mit eigenen Augen erblickt hatte, denn Sho war ihr entgegen gekommen um ihr diese "erfreuliche Neuigkeit" sofort zu berichten; Green hatte ihr nicht erzählt, dass sie Silver nicht gerade positiv gestimmt war. Nachdem er verschwunden war und Sho nach ihm gefragt hatte, war Green auf die Ausrede mit einem kranken Familienmitglied gekommen, welches er besucht hatte, dass diese Ausrede nicht mit Silvers übereinstimmte, interessierte sie herzlich wenig. Sie hatte immerhin nicht damit gerechnet, dass Silver jemals wieder zu seiner Identität als "Siberu Nakayama" zurückkehren würde.
"Oh, hi, Green-chan!", grüßte der Rotschopf sie erfreut, doch ihre Antwort war alles andere als erfreut. Sie antwortete mit einem mindestens genauso feindlichen Blick wie der, den die Mädchen ihr zu warfen, als sie hörten, wie freundlich er sie gegrüßt hatte.
Als die junge Wächterin sich gerade dazu entschied ihn und seine Mädchenscharr einfach zu übersehen, erschien er plötzlich vor ihr, mit einem breiten Grinsen, schnappte ihre Hand und mit den Worten:
"Komm, ich zeig dir etwas!" zog er sie bereits aus dem Klassenzimmer, mit einem so harten und festen Griff, dass es Green, trotz Proteste, nicht möglich war, sich aus diesem zu befreien.
"Ej, wo wollt ihr hin?", rief Sho ihnen hinterher, als Silver sie vom Klassenzimmer fort führte, obwohl Greens Proteste recht eindeutig waren, was Sho doch schon sehr wunderte: Freute sie sich nicht ihren heiß geliebten Sibi wieder zu sehen?
Kaum, dass sie um die Ecke gebogen waren, stand Gary ebenfalls in der Tür und rannte den Beiden zielsicher hinterher, wo Sho nach wie vor noch in der Tür stehen blieb und den Dreien nachsah, mit einem verwunderten Blick im Gesicht, welches ihre verwirrten Gedanken wiederspiegelte.
Kaum hatten Siberu und Green die Ecke passiert, waren sie verschwunden - nur um kurz danach in ihren eigenen vier Wänden wieder auf zu tauchen: Etwas was Green absolut nicht nachvollziehen konnten: Hatte Silver sie etwa teleportiert? War so etwas für die Dämonen möglich?
Doch lange lenkte sie sich nicht mit diesem Gedanken ab, denn sie hatte ein anderes Problem: ein gutaussehendes Problem mit roten Haaren. Dieser hatte Green buchstäblich an die Wand genagelt in dem er seine Arme neben ihren Kopf ausgestreckt hielt, so das Green zwischen diesen stand: mit den Armen über ihre Brust verschränkt und einem sehr widerspenstigen Blick, der momentanen Lage nicht besonders angepasst, wie Silver fand - doch es gefiel ihm. Er sah in ihre dunklen Augen und stellte fest, dass sie keine Anzeichen von Schwäche zeigten. Ihre großen Augen waren schön; ein wirklich schönes Dunkelblau - so tief, so unerforscht. Warum war ihm das vorher gar nicht aufgefallen?
"Was willst du? War mein Light Spirit nicht deutlich genug für dich?" Sein durchdringender Blick veränderte sich, wurde schleierhaft, als würde ihn etwas bedrücken.
"Hattest du mit der Attacke vor mich umzubringen?" Wieder die gleiche Frage, die Green bereits einmal zu hören bekam und welche sie die ganze Nacht lang, nein die letzten Tage, gequält hatte, denn sie hatte keine Antwort gefunden. Hatte sie ihn wirklich mit der Absicht ihn zu töten angegriffen? War sie erleichtert gewesen, als sie ihn wieder gesehen hatte? Hatte sie mit Absicht die Energie der Attacke reguliert?
"Das fasse ich als ein "Nein" auf", sagte Silver plötzlich ohne, dass Green überhaupt etwas dazu gesagt hatte. Überrascht, aber auch skeptisch sah sie ihn an, verwundert darüber, dass er so schnell eine Antwort gefunden hatte, obwohl sie so lange dafür gebraucht hatte und bis jetzt immer noch keine gefunden hatte.
"Wie kommst du darauf?", fragte sie und versuchte sich nicht von seinem fast schon lieben Grinsen ablenken zu lassen.
"Du hast zulange gezögert, Green-chan." Diesmal ging Green nicht auf die Anrede ein sondern konterte verbissen:
"Das ändert nichts daran, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will, Silver. Das wirst du jawohl bereits bemerkt haben. Also, was willst du noch von mir?"
"Eine zweite Chance", kam es wie aus der Pistole geschossen, als hätte er nur auf diese Frage gewartet.
""Eine zweite Chance"?", wiederholte Green skeptisch und fügte hinzu:
"Wozu?" Der Rotschopf atmete tief durch, schloss kurz die Augen, ehe er das sagte, was er auf dem Herzen hatte:
"Ich liebe dich."
Er ließ die Worte kurz im Zimmer hängen, während Greens Gesichtszüge sich langsam veränderten; scheinbar wusste sie nicht was sie fühlen sollte; jedenfalls nicht, was sie ihm zeigen wollte. Überraschung zeigte sich in ihrem Blick, sie öffnete den Mund erstaunt, um etwas zu sagen, doch schloss ihn wieder; anscheinend sprachlos.
"Und ich brauche eine zweite Chance um dir das zu beweisen." Endlich erwachte Green aus ihrer Starre und antwortete:
"Für wie dämlich hältst du mich eigentlich? Glaubst du ich würde zweimal auf den gleichen Trick herein fallen?" Überraschenderweise schien ihm diese Antwort zu gefallen, denn er lächelte in sich hinein; ehe er sich scheinbar für eine andere Pose entschied und ehe Green sich versah hing sie plötzlich in der Luft, in einer Pose, die einer Tango Pose nicht unähnlich war. Silver hatte sich nach vorne über sie gebeugt und den Arm um ihren Rücken gelegt und die Überraschung über diese plötzliche Posenänderung hielt nicht lange, denn Green war sich bewusst, dass diese Stellung ihren Ausschnitt entblößte. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war er bereits angefangen:
"Ich kann dir nicht verübeln, dass du mir nicht glaubst, Green-chan. Aber glaub mir, ich meins ernst und um dir das zu beweisen, brauche ich eine zweite Chance."
"Ach?", fing Green an ohne irgendwie auf diese merkwürdige Stellung einzugehen; diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben. Sie versuchte sich auch nicht zu befreien, wahrscheinlich weil sie wusste, dass es sowieso nichts brachte, da er zu stark war.
"Woher kommt diese plötzliche Meinungsänderung? Hast du nicht gemeint, ich wäre kein Mädchen nach deinem Geschmack, da ich schwach bin?"
"Ja das habe ich gemeint, aber ich muss..." Silvers Worte wurden jäh unterbrochen, von dem Geräusch der aufgeschlagenen Tür, welches jedoch schnell von einem anderen Geräusch übertönt wurde, denn als Green ihren Kopf nach hinten beugte, sah sie Pink verkehrt herum vor sich stehen, in der aufgeschlagenen Tür:
"Green-chan!", schrie sie und fügte kreischend hinzu:
"Ich spüre einen Dämon, der vernichtet werden muss!" Sowohl Silver als auch Green verstanden Bahnhof und konnten sich beide Pinks Dasein und ihre Worte nicht erklären, doch die Wächterin war schneller darin, diese Situation für sich einzusetzen und machte einen dezenten Wink mit dem Zeigefinger auf Silver und fügte mit einer gespielt angstvollen Stimme hinzu:
"Rette mich!"
Green kannte Pink, Silver allerdings nicht und so war er recht überrascht darüber, dass Pink Greens Aufforderung ohne zu fragen Folge leistete und mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit sauste Pink auf Silver zu, der Green los ließ und aus ihr unerklärlichen Gründen, gelang es Pink Silver zu Boden zu werfen. Doch damit nicht genug: sie verhinderte sogar, dass er sich wieder aufrichten konnte, in dem sie sich auf ihn drauf setzte, mit den Knien vorwärts. Silver wehrte sich erst einmal nicht: anscheinend war er zu sehr davon geschockt, dass er von so einem kleinem Mädchen regelrecht flachgelegt worden war. Während Green sich aufrichtete und ruhig ihren Rock glatt strich, rief Pink:
"Jetzt, Green-chan! Ich halt ihn fest und du besiegst ihn!"
"Was zur Hölle geht hier vor?", ertönte plötzlich die nüchterne Stimme Garys durch dieses Chaos und als Green sich umdrehte, entdeckte sie ihn in der Tür, mit einem fragwürdigen Blick als er seinen Bruder unter Pink bemerkte.
"Sag mal, wo warst du so lange?!", fragte Green empört, da sie schon lange mit seinem Aufritt gerechnet hatte. Ehe Gary allerdings antworten konnte, unterbrach ihn Silver:
"Ach, Aniki, wie schön dich zu sehen!" Und auf einmal war Pink überhaupt kein Problem mehr für ihn; schnell war sie beiseite geschoben und schon stand Silver zwischen Gary und Green.
"Habe ich mich gerade versehen, oder wurdest du gerade von Pink...", begann Gary mit einem recht amüsierten Blick an Silver gewandt, doch dieser unterbrach ihn bevor er seine Worte vollenden konnte und sagte:
"Ich finde du sagst Green-chan, dass sie mir doch eine zweite Chance geben soll."
"Gib mir einen Grund warum ich das machen sollte."
"Und als ob ich auf Gary hören würde!", fügte Green hinzu und gerade als Silver einen flehenden Ausdruck aufsetzte, wurde er von Pink unterbrochen, die scheinbar nicht gewillt war gegen ihren Feind so schnell aufzugeben: sie startete einen weiteren Frontalangriff, dem er diesmal allerdings elegant auswich, da er darauf vorbereitet war. Gerade als sie einen weiteren Versuch wagen wollte, ging Green dazwischen indem sie ihre übereifrige Mitwächterin an den Schultern packte.
"Keine Sorge, Pink. Silver..." Sie wollte gerade sagen, dass er nicht ihr Feind war, aber entschied sich doch dafür, ihren Satz ein wenig umzuformen:
"Um ihn kümmern wir uns später."
"Aber, Green-chan!", protestierte Pink, doch Green achtete nicht auf diese, sondern hielt sie nur fest, während sie ihre Aufmerksamkeit den beiden Brüdern zuwandte.
"Gary, dein Bruder hat mir gerade seine Liebe gestanden." Mit erhobenen Augenbrauen sah Gary zu seinem Bruder und sagte:
"Du hast ihr deine Liebe gestanden?"
"Ja, natürlich habe ich das! So sagt man das in dieser Welt, wenn man mit einem Mädchen zusammen sein will, weißt du?"
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal von dir hören würde", antwortete Gary mit verdrehten Augen.
"Soll mir das sagen, dass ich das nicht für bare Münze nehmen soll?", fragte Green an Gary gerichtet, doch ehe dieser antworten konnte, tat Silver es:
"Doch natürlich sollst du! Ich lüge nie!" Ein ironisches Lachen von Gary ließ Green vermuten, dass dies wohl kaum der Wahrheit entsprach. Doch Silver überhörte es gekonnt und fuhr fort als wäre nichts geschehen:
"Aber wir müssen ja nichts überstürzen, wir haben ja jetzt Zeit."
"Wie, wir haben jetzt Zeit?", wiederholte die Wächterin zögernd und sah dabei eher zu Gary, als wäre das plötzlich alles seine Schuld. Dieser schien sich der Schuld bewusst zu sein, denn er drehte sich weg, scheinbar beschämt über sich selbst. Gerade als Green dies hinterfragen wollte, packte Silver ihre Hände und verkündete:
"Ab heute wohne ich nebenan! Ich werde bei Blue einziehen."
"W-Wie bitte?!", entfuhr es Green während sie beide zweifelnd an sah; der eine grinste wie ein kleines Kind, der andere schlug sich die Hand an die Stirn, scheinbar weniger darüber erfreut.
"Ja! Ist das nicht toll?! Jetzt können wir zusammen zu Abend essen, zur Schule gehen, Nachhause gehen, Hausaufgaben machen..." Zum Glück wurde sein Wortschwall unterbrochen, denn Greens Glöckchen strahlte auf und umgehend sprang Silver alarmiert zurück, doch er war nicht der Grund weshalb das Glöckchen aufstrahlte.
"Ein Dämon ist in der Nähe." Alle sahen zu Gary der dies gesagt hatte, Silver scheinbar darüber erleichtert, dass es nicht er war, auf dem das Glöckchen reagiert hatte. Er war der Erste der kampfbereit war, obwohl ihn niemand gefragt hatte, ob er mit kommen wollte:
"Oh yeah, time for some action!", sagte Silver erfreut und war schon drauf und dran los zu sprinten, während Green die kurze Ablenkung nutzte um ihr Wort an Pink zu richten:
"Sag, Pink, warum hat das Glöckchen weder auf Gary noch auf Silver reagiert?" Verwundert wurde sie angesehen, scheinbar war Pink das gar nicht aufgefallen und scheinbar wusste sie auch keine Antwort, weshalb Green ihr auf die Sprünge helfen wollte:
"Ist es weil sie Halbdämonen sind?" Das schien Klick zu machen bei Pink, denn sie antwortete:
"Nein, damit kann das nichts zu tun haben."
"Mit was dann?"
"Vielleicht... weil du sie nicht als deine Feinde ansiehst?" Dies brachte Green zum nachdenken und langsam wandte sie ihren Kopf nach rechts, wo die beiden Brüder heftig über deren Vorgehensweise diskutierten. Sie sah sie nicht als Feinde? Hatte sie unterbewusst die ganze Zeit die Antwort gekannt, nach der sie so sehr gesucht hatte? War das der Grund weshalb Green Silver nicht getötet hatte? Weil weder er noch Gary ihre Feinde waren, sondern...
"Komm, Green-chan, Dämonen warten nicht!", unterbrach Silver nicht nur ihre Gedanken, sondern auch ihre Handlung, denn in innerhalb von null Komma nichts hatte er sie auf seine Arme gehoben und statt mit ihr aus der Tür zu stürmen, rannte er zu ihrem Balkon, öffnete die Glasschiebetür und es gelang Green gerade noch Garys wütende Stimme zu hören und den Mund zu öffnen, ehe Silver vom Balkon herunter sprang: aus dem siebten Stock.
Die junge Wächterin spürte wie ihre Haare vom Wind durch gewirbelt wurden und verzweifelt klammerte sich Green an Silver, presste die Augen zusammen und fluchte, als könne sie dies vor den harten Asphalt bewahren.
Es gelang ihr nicht einmal Gedanken um ihren Tod zu machen, als es schon vorbei war: Silver landete elegant auf dem Boden und ließ Green herunter, die ihn mit zitternden Beinen und mit offenen Mund anstarrte, aber keinen Ton heraus brachte, so dass Silver mit einem Zwinkern erläuterte:
"Dämonen können fliegen, Green-chan."
"...Aha."
"SILVER!" Gary tauchte neben den Beiden auf, scheinbar hatte er die Treppe genommen, denn er schien ziemlich aus der Puste zu sein, als er seinen Bruder anklagend an sah, wie es nur ein großer Bruder tun konnte, während Silver aussah wie nur ein kleiner Bruder aussehen konnte der gerade etwas Verbotenes getan hatte.
"Wir sind hier nicht in unserer Heimat oder in irgendeiner Provinz! Das hier ist Tokio, eine Metropole mit mehr als 8.400.000 Einwohnern auf einer Fläche von gerade mal 600 km2, mit anderen Worten, einer Bevölkerungsdichte von um die 13.000; da kannst du doch nicht ernsthaft annehmen, dass kein Mensch dich entdecken würde, wenn du am helllichten Tag fliegst!" Silver sah zu Green, die ihn auch ansah, beide mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
"Ist er nicht ein verdammter Spießer?", fragte Silver und Green ergänzte:
"Nicht zu vergessen ein elendiger Streber!" Beide kicherten, als sie sich so gleichgesinnt waren.
"Wie schön, dass ihr euch da einig seid", bemerkte Gary eher säuerlich ehe Pinks laute Stimme mühelos vom Balkon zu hören war:
"Green-chan! Wartet, ich komme mit!"
"Nein, Pink, nein, bleib oben! Wir schaffen das schon alleine!"
"Aber, Green-chan! Das sind doch auch Dämonen! Bist du dir sicher, dass..."
"Mach dir keine Sorgen, Pink! Du darfst auch die Schokolade haben die im..." Und schon war Pink nicht mehr zu sehen, da sie wahrscheinlich die Küche unsicher machte.
Green fand schnell heraus, dass das nicht ihr letzter Flug bleiben sollte. Die Gelegenheit abermals in die Lüfte zu steigen folgte so gleich, als sie den Dämon in der Nähe lokalisiert hatten - etwas was Gary als beunruhigenden Faktor charakterisierte, doch weder Silver noch Green lauschten seinen warnenden Worten. Silver war zu aufgeregt, fieberte dem Kämpfen entgegen und meinte schon nach Garys zweiten Satz, dass er solcherlei Warnungen bereits gewohnt sei, da sein Bruder immer Tendenzen dazu hatte, ihm den Spaß zu ruinieren - man solle doch einfach nicht hinhören. Green dagegen hörte weder auf den einen noch auf den anderen. Die Wächterin war zu fasziniert von den Metern die zwischen ihr und dem Asphalt lagen, denn abermals lag sie in Silvers Armen während der Verfolgung des Dämons. Diesen hatten sie bereits gesichtet, doch scheinbar war er nicht von der mutigen Art, denn er floh sobald Green auch nur ihren Starb umgewandelt hatte. Ohne auf die Proteste seiner neuen Mitstreiter zu achten, hatte Silver kurzerhand das Kommando übernommen und hatte zur Verfolgung des Feiglings angesetzt, welche über den Dächern von Tokio stattfand: was Gary so gar nicht gefallen wollte. Sein Widerspruch verklang jedoch schnell in der kühlen Mittagsluft, denn Silver hatte einen Affenzahn drauf, die es Green nicht einmal ermöglichte die Tatsache zu genießen, dass es ihr gegönnt war durch die Luft zu sausen.
Dieser Schnelligkeit war es zu verdanken, dass sie den Flüchtling schnell eingeholt hatten und Silver hatte nicht im Sinn auf Garys Rat zu hören, dass sie ihn erst angreifen sollten, wenn er sich außerhalb des Stadtcentrums befand.
"Feiglinge sollten bestraft werden!", sagte der Rotschopf, als Green spürte, dass er eine Hand von ihrem Körper löste (was ihr gar nicht gefiel bei einer Höhe von mehr als zweihundert Metern), um abermals die Attacke einzusetzen, mit der er bereits deren letzten Gegner ausgelöscht hatte. Green sah nicht wie der schwarze Blitz den Dämon vom Himmel herunter holte, sondern hörte nur den Knall des Aufpralls und bemerkte so gleich wie ihre Füße den festen Boden wieder zurück bekamen.
"So, Green-chan", sagte Silver, während er Greens Rock glatt strich, von deren Feind überhaupt keine Notiz nehmend, der sich unter Schmerzen wieder aufrichtete.
"Jetzt siehst du einem Profi bei der Arbeit zu!" Ehe Green es gelang zu antworten, war Gary bereits hinzu gekommen und übernahm für Green das Antworten:
"Bist du von allen guten Geistern verlassen?!" Der große Bruder kam allerdings nicht dazu seine Empörung über den Kampfort, der auf einem der vielen Hochhäuser von Tokio stattfand, preiszugeben, denn der dritte Dämon hatte anscheinend etwas dagegen: mit seinen Klauen holte er aus, um einen der drei zu erwischen, doch diese sprangen in verschiedene Richtungen und im gleichen Moment wo Green bewusst wurde, dass deren Gegner es mal wieder nur auf sie abgesehen hatte, bemerkte sie, dass deren Gegner anscheinend nicht nur enorm lange Gliedmaßen besaß, sondern auch in der Lage war diese aufzulösen. Kaum als seine Faust auf das Beton des Hochhauses aufschlug und den Boden zum erzittern brachte, löste diese sich in wabbelnden schwarzen Rauch auf, was seine Schnelligkeit erhöhte, denn kaum hatte seine Faust sich aufgelöst, war sie abermals bereit Green anzugreifen, welche es nur mit Müh und Not gelang auszuweichen. Doch das war nicht der einzige Vorteil, wie sich schnell herausstellte, als Silver ihn ein weiteres Mal mit seinem Blitzangriff attackierte: der Dämon löste sich auf als die Attacke ihn traf und materialisierte sich geradewegs hinter Green, welche gerade noch seinen Schatten sah, ehe Gary sie gewaltsam aus der Schusslinie stieß.
Beide fielen zu Boden, jedoch einige Meter von dem Einschlaglochs des Dämons entfernt. Green lag auf dem Betonboden, während er beinahe auf sie rauf fiel. Doch keiner der beiden nahm von dieser etwas ungünstigen Position Notiz: Gary richtete sich sofort wieder auf und während Green ihren Stab wieder zu sich holte, da sie ihn kurz aus der Hand verloren hatte, schrie Gary Silver Folgendes zu:
"Benutz zur Abwechslung bitte mal dein Gehirn!" Doch Silver hörte nicht hin, er war zu sehr damit beschäftigt Spaß zu haben. Das Gute daran war, dass dieser Spaß den Dämon ablenkte, denn er ging auf seine Kosten: Silver war wohl aufgegangen, dass es nichts brachte den Dämon direkt anzugreifen, also machte er sich einen Spaß daraus um ihn herum zu springen wie ein zu groß geratener Gummiball, wobei er geschickt den Attacken des Feindes auswich, nicht nur in dem er um ihn herum sprang, sondern auch auf den Dämon drauf, was des Öfteren dazu führte, dass dieser sich selbst attackierte, da Silver einfach zu schnell war um von ihm erwischt zu werden. Einen wirklichen Sinn konnte man dahinter allerdings nicht erkennen, denn obwohl der Dämon sich selbst angriff, brachte dies nicht fiel, denn die Stellen die er rammte, lösten sich einfach wieder in diese schwarze Substanz auf. Nichtsdestotrotz hatte Silver eindeutig Spaß.
"Er ist wirklich sehr athletisch", konstatierte Green.
"Ein verdammtes Spielkind ist er!", fluchte Gary ärgerlich und wandte sich dann an Green, die ihren Stab mit beiden Händen festhielt und gebannt Silvers Schauspiel mit ansah. Als sie jedoch Garys Blick bemerkte, drehte sie sich zu ihm herum.
"Wir müssen die Strategie ändern, bezüglich erst einmal Eine aufstellen", fing Gary entschlossen an und fuhr so gleich fort:
"Es bringt nichts wenn wir ihn angreifen; die einzigen Attacken die effektiv sind, sind deine. Im letzten Kampf hast du keinen "Light Spirit" eingesetzt, du müsstest also ohne Probleme einen ausführen können. Ich nehme an, dass eine Attacke ausreichen wird, falls du einen Volltreffer landen kannst. So lange Silver ihn ablenkt wird das kein Problem darstellen." Green warf einen kurzen Blick auf die Leiste ihres Stabes, was bestätigte, dass sie wirklich noch genug weiße Magie übrig hatte um einen "Light Spirit" einzusetzen.
"In Ordnung, das wird zu schaffen sein", antwortete Green mit einem selbstsicheren Nicken und sah sich schon nach einem geeigneten Ort um, von wo aus sie Anlauf nehmen konnte, wobei ihr etwas einfiel und sie sich sofort wieder herum drehte:
"Aber ich werde dabei sicherlich auch Silver treffen! Es ist unmöglich ihn nicht zu treffen, wenn er rumspringt wie ein wildgewordener Flummi."
"Kümmer du dich um einen Platz von wo aus du angreifen kannst und ich sorge dafür, dass er nicht in der Schusslinie ist."
"Aber, Gary, schau dich mal um: wir sind auf einem Hochhaus, die einzige Erhöhung ist das Treppenhaus und ich sehe schon von Weiten, dass ich zum ersten nicht genug Anlauf nehmen kann und zum anderen fliege ich wahrscheinlich herunter vom Druck der Attacke. Ein "Darklightning" wäre etwas anderes..."
"Gut, Planänderung", sagte Gary erschöpft, doch konzentrierte sich sofort wieder, während Silver hinter ihnen weiterhin Spaß hatte. Der Boden erzitterte des Öfteren und Green fragte sich langsam nervös, wie lange das Gebäude noch stand hielt: Ein umstürzendes Hochhaus mitten in Tokios war vielleicht nicht gerade wünschenswert...
"Ich habe eine Idee", sagte Gary und sah Green an, welche seinen ernsten Blick fragend erwiderte.
"Aber sie ist riskant und du musst mir vertrauen."
"Ich muss dir... vertrauen?" Green sprach das letzte Wort aus, als wäre es ein Fremdwort für sie. Vielleicht war es das auch; vielleicht war die Gabe des Vertrauens sogar fremd für sie. Sie hatte noch nie jemanden vertraut... sie hatte immer nur sich selbst und ihren eigenen Fähigkeiten vertraut. Und jetzt verlangte gerade Gary, dass sie ihm vertrauen sollte? Gerade ihn, den sie die längste Zeit von deren Beziehung auf dem Tod nicht ausstehen konnte? Gerade ihm sollte sie vertrauen, auch noch in so einer bedrohlichen Situation?
Vielleicht gerade weil es so eine Situation war. Vielleicht gerade weil sich alles geändert hatte: Ihr Leben hatte sich verändert, sie hatte sich verändert. War es vielleicht Zeit auch ihre Prinzipien zu ändern um sie der neuen Situation anzupassen?
"Green, es drängt." Von Garys Stimme aus ihren Gedanken gerissen, sah Green auf und traf seine dunkelgrünen Augen und ohne noch einmal darüber nach zu denken sagte sie:
"Okay! Lass es uns angehen!"
"Gut", antwortete Gary, der natürlich nicht wusste, welche Ehre ihm zu Teil wurde. Er konnte nicht ahnen, dass er die erste Person war, der Green vertraute und welche Bedeutung dies hatte.
"Dann gib mir deine Hand." Kaum hatte er dies gesagt, streckte er schon seine Hand aus, welche Green einen Moment schweigend ansah, während es hinter ihnen wieder krachte und donnerte.
"Kurze Erklärung da wir nicht mehr viel Zeit haben: Ich werde mit dir hochfliegen und dich in einer Höhe von 35 Metern fallen lassen, woraufhin du deinen "Light Spirit" einsetzen wirst und ich sorge dafür, dass Silver aus der Schusslinie ist." Green nickte und kaum, dass sie das getan hatte, hatte er auch schon ihre Hand ergriffen, sie zu sich gezogen und auf die Arme gehoben, als würde sie nichts wiegen. Erst als sie in die kalte Abendluft hinauf stiegen, wurde sie bleich:
"...Fallen lassen?!", wiederholte sie fassungslos, denn sie konnte nicht glauben, dass ihr erstes Mal, dass sie vertraute, zu so etwas missbraucht wurde.
"Vertrau mir."
"Fallen lassen?! Du hast nicht gesagt, dass das Vertrauen tödlich endet!"
"Wenn man die Taten anzweifelt, ist das kein Vertrauen, Green", antwortete Gary sachlich auf Greens etwas panischen Tonfall, fügte jedoch noch hinzu, dass sie sich bereit machen sollte, denn sie hatten die geeignete Höhe erreicht. Die junge Wächterin starrte ihn ungläubig an und man sah ihr an, dass sie mit sich selbst rang, da sie ihm eigentlich widersprechen wollte. Statt ihm jedoch zu widersprechen sagte sie schnippisch:
"Ich warne dich, falls ich hier bei sterbe, werde ich dich aus dem Reich der Toten heimsuchen!" Mit diesen Worten aktivierten sich die Leisten von Greens Stab und im gleichen Moment, wo dieser zu leuchten begann, ließ Gary Green fallen.
Greens erste Intuition war panisch zu schreien, doch sie wiederstand dieser Versuchung und entfesselte ihre Attacke:
"SPIRIT OF LIGHT!" Umgehend erschien für einen kurzen Augenblick eine zweite Sonne, wen auch nur für einen kurzen Moment. Das Licht dieser Sonne prallte mit voller Wucht gegen den Dämon, doch ehe dies geschah, hörte Green mit halbem Ohr, wie Gary irgendetwas rief und kaum eine halbe Sekunde später, kam ihr Fall zu einem Ende.
"Gut gemacht, Green-chan!" Ungläubig öffnete die Angesprochene die Augen und fand sich selbst in den Armen von Silver wieder, der sie kurz vor dem drohenden Aufprall aufgefangen hatte und nun erfreut grinste, als er sie absetzte. Doch kaum, dass ihre Füße den Boden berührten, gaben diese erst einmal nach und sie sack auf den Betonboden, doch ihre Kraft fand sie schnell wieder, als Gary sich zu den Beiden gesellte.
"Du hast also damit gerechnet, dass er mich auffangen würde?! Was ist, wenn er genau in diesem Moment weggeguckt hätte?" Gary wies diese Anklage sofort zurück:
"Egal wie unzuverlässig Silver ist, ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann." Der Rotschopf lachte über diese Bemerkung und gab seinem Bruder einen Knuff in die rechte Schulter.
"Wir sind eben ein gutes Team, Aniki!"
"Wir sind ein effektives Team, ob wir ein gutes sind, ist eine andere Frage." Sofort schwand Silvers Lächeln.
"Was soll das denn heißen?"
"Ich erinnere dich nur an die Mission in Ägypten, dann weißt du was ich meine."
"Warum musst du immer auf alten Kamellen rumhacken!"
"Du hast um Ausführung gebeten."
"Das war nicht meine Schuld, immer noch nicht! Das Problem war..."
Während die beiden so langsam anfingen sich zu streiten, blieb Green auf dem Boden hocken, sich nicht darum scherend, dass ihre Schuluniform ein weiteres Mal arg in Mitleidenschaft gezogen worden war. Dem Streit der beiden Brüder hörte sie nur mit halben Ohr zu. Erschöpft war sie. Nicht direkt vom Kampf, sondern von ihrem Lebenswandel. Erschöpft, aber gleichzeitig auch mit einem wolligen Gefühl der Freude, nein, es war beinahe schon viel mehr, als nur Freude. Diese Freude galt nicht ihrem Überleben, oder das ihrer neuen Freunde, sondern, dass sie stolz auf sich war, dass sie jemanden zum ersten Mal in ihrem Leben vertraut hatte und dass sie diese Tat nicht zu bereuen hatte. Irgendwie war dieser Gedanke läppisch, immerhin vertrauten alle Menschen mehr oder weniger, doch für Green war es ein Grund um stolz zu sein.
Gerade als sie aufstehen wollte, sah sie eine Hand vor ihrem Gesicht und bemerkte, dass diese Silver gehörte.
"Komm, ich helfe dir", sagte er mit einem freundlichen Lächeln, doch Green lehnte ab, nicht ruppig oder ärgerlich, sondern mit einem leichten Grinsen.
"Ich kann selbst aufstehen." Mit diesen Worten tat sie das auch und bemerkte dabei, dass sein Blick auf ihr ruhte; einen Blick den sie nicht ganz nach voll ziehen konnte. Es war ein zufriedener Blick, als hätte er etwas bestätigt bekommen, was ihn erfreute.
"Ich habe dir vorhin nicht gesagt, warum ich meine Meinung geändert habe", sagte er plötzlich hier auf dem Dach eines Hochhauses, welches nun dringend eine Renovierung nötig hatte.
"Ich habe mich geirrt. Du bist stark, Green-chan." Green errötete ein wenig über dieses Kompliment und war froh, dass sie so schmutzig war, so konnte er die Färbung wenigstens nicht sehen.
"Deswegen bin ich in dich verliebt. Du bist die Erste, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und du wirst auch die Erste sein, um die ich kämpfen werde. Und glaub mir, Green-chan, ich bin sehr hartnäckig." Sie seufzte, aber nicht unbedingt genervt, sondern eher geschmeichelt.
"Es bringt nichts, es dir ausreden zu wollen, oder?"Er schüttelte den Kopf, auch er war schmutzig wie Green auffiel.
"Ich liebe dich nicht, aber...", sagte Green und atmete tief durch, sich bewusst, dass sie eigentlich zu voreilig war, aber sie konnte einfach nicht anders:
"Ich würde dich dennoch gerne wieder "Sibi" nennen." Überrascht sah er sie an, doch dies hielt nicht lange, ehe sich seine Lippen sich zuerst zu einem Lächeln formten und dann zu einem erfreuten Grinsten.
"Es wäre mir eine Freude!"
Dennoch, auch wenn sie es sich bereits selbst gedacht hatte, war sie froh über diesen Tipp, der von ihrem neuen Kampfgefährten stammte: Gary hatte sich endlich dazu bereit erklärt, Green bei ihren nächtlichen Aufgaben zu helfen, sogar ohne, dass Green "besondere Geschütze" hätte auffahren müssen. Es war ein gutes Gefühl jemanden dabei zu haben auf den man sich verlassen konnte. Pink war zwar bis jetzt meistens dabei gewesen, aber das Gefühl des Verlassens rief sie nicht gerade empor. Daher war sie jetzt auch Zuhause, besonders da Gary angemerkt hatte, dass es vielleicht nicht so schlau war, Pink zum Kampfgeschehen mitzunehmen, wenn die Dämonen nach ihr trachteten.
Und so war diese kühle Novembernacht ihre zweite gemeinsame Nacht des Kämpfens. Schnell hatte Green bemerkt, dass Gary nicht der kämpfende Typ war, sondern eher ein Stratege, denn seine Bewegungen waren äußerst wohl durchdacht und seine Ratschläge äußerst hilfreich; er besaß ein großes Allgemeinwissen über die Dämonen und fand unheimlich schnell deren Schwachstellen und auf welche Art und Weiße Green diese am Besten für einen schnellen Sieg ausnutzen konnte - so weit sie es jedenfalls bis jetzt beurteilen konnte.
Green tat wie geheißen und zielte mit ihrem Darklightning auf die Beine des Ungetüms, nachdem sie einem Angriff ausgewichen war. Ihr Vorhaben schien erfolgreich, denn sie zerstörte seine Balance indem sie zwei seiner vier Beine mit ihrer Attacke traf und er zu Boden ging, nicht ohne den Boden unter deren Füßen zum erzittern zu bringen.
"Gotcha!", rief Green begeistert zu Gary, der nach der letzten Attacke des Dämons mehrere Meter von ihr entfernt gelandet war um auszuweichen. Dieser schien jedoch nicht so begeistert wie sie zu sein und ahmte schon gar nicht ihre siegreiche Pose nach. Mit ernstem Blick sagte er:
"Worauf wartest du?! Bereite dem ganzen ein Ende ehe er sich wieder aufrichtet!"
"In Ordnung, Chef!", antwortete Green ohne seinen ernsten Ton irgendwelche Beachtung zu schenken, sondern aus den Augenwinkeln heraus die Leisten ihres Stabes überprüfend: für einen Light Spirit würde die Energie gerade noch reichen und diese würde der Dämon zu spüren beko-
Weiter kamen Greens Gedanken nicht, denn Angesichts der ungeahnten Wendung die sich vor ihr auftat, stockten nicht nur ihre Gedanken sondern auch ihr Atem: unter scheinbar enormen Schmerzaufwand und begleitet mit einem überaus ekligen Geräusch von sich windenden Gedärmen und brechenden Knochen wuchsen dem Dämon in innerhalb von nur kürzester Zeit zwei missgestaltete Flügel aus dem Rücken. Ein Profi auf dem Gebiet der Dämoneneliminierung hätte es sicherlich vollbracht den Dämon zu erlegen, ehe es seine Flügel ausgebreitet hatte, doch Green stand dem Geschehen eher geschockt entgegen und war weit davon entfernt wie ein Profi zu reagieren.
"Green!" Die Stimme Garys brachte zwar Greens Gedanken dazu sich wieder in Bewegung zu setzen - und diese sagten ihr, dass ihr Körper sich auch lieber in Bewegung setzen sollte - aber dieser reagierte nicht. Erst als der Dämon mit einem markerschütternden Gebrüll dazu ausholte, derjenigen den Kopf abzureisen, die es gewagt hatte ihm seiner Balance zu berauben, wachte die junge Wächterin auf: in letzter Minute gelang es ihr geschickt auszuweichen und stolperte dabei fast in Gary rein, der ihr scheinbar zu Hilfe geeilt war.
"Ich bin in einem Horrorfilm gelandet", sagte Green die Augen auf den fliegenden Dämon gerichtet, der sich scheinbar umorientieren musste, nachdem sein Opfer aus seiner Schusslinie verschwunden war.
"Daran solltest du dich langsam gewöhnt haben", antwortete Gary kritisierend und fügte hinzu:
"Nichtsdestotrotz ist er durch die Metamorphose geschwächt! Ein Treffer müsste genügen um ihn zu töten, wenn du ihn triffst."
"Das "wenn" gefiel mir dabei nicht", antwortete Green kurz bevor sie wieder dazu gezwungen waren auszuweichen, diesmal in verschiedene Richtungen springend. Anscheinend hatte der Dämon es wirklich nur auf die Wächterin abgesehen, doch diesmal war Green vorbereitet. Denn schon während sie letzteres gesagt hatte, hatten sich die Leisten ihres Stabes aufgeladen und ein leichter Schimmer umgab diesen.
Doch es kam anders als von den drei Anwesenden geglaubt:
Ein schwarzer Blitz schoss vom Himmel herab, spießte den Dämon in der Mitte auf und die zwei Hälften knallten erschütternd zu Boden, wo sie sich in einem dichten Nebel auflösten.
"Was zur...", fragte Green sich selbst, doch schnell verzerrte ihr Gesicht sich, denn das was sie vor sich sah gefiel ihr gar nicht und auch Gary schien nicht besonders begeistert, wie Green bemerkte, als er neben ihr landete.
"Hi!", sagte ein unheimlich gutaussehender Dämon dessen rote Haare im Wind wehten und dessen Grinsen sogar von weiten gut zu erkennen war.
"Dachte mir, ich helfe euch mal."
"Danke, wir verzichten!", antwortete Green schnell ehe sie noch dazu verleitet wurde eine andere Stellung zu beziehen. Ohne ihn weiter zu beachten drehte sie sich von dem Neuankömmling weg und wollte gerade mit erhobenem Haupt davon schreiten, als sie den Rotschopf plötzlich nicht mehr hinter sich wusste, sondern ihn vor sich sah.
"Och, Green-chan, sei doch nicht so...", fing er an mit einer vermeintlich netten und auch leicht flehenden Stimme an, kurz davor ihre Hand zu ergreifen um den flehenden Ausdruck in seiner Stimme noch zu unterstreichen. Während Gary die Augen verdrehte und die Arme verschränkte, entriss Green ihre Hand aus Silvers Griff und antwortete giftig:
""Green-chan" ist nicht zu gegen, Silver!" Mit Absicht betonte sie jeden einzelenden Ton in seinem Namen extra und genoss es beinahe, wie verletzt er sie ansah, sich natürlich bewusst, dass er dies nur vortäuschte, so wie er alles andere vortäuschen konnte. Aber nicht mit ihr! Nicht noch einmal! Zwei mal fiel sie nicht auf denselben Trick rein; wie kam er auf die Idee, dass sie das tun würde? Hielt er sie für sie dumm und naiv?
Gerade als Silver den Mund öffnete um zu kontern, sah Green über die Schulter hinweg und sagte an Gary gewandt:
"Gary, wir gehen!" Ohne von Silver Notiz zu nehmen, schritt sie zu Gary, mit einem Blick der keinen Widerspruch gelten ließ und selbst Gary, der sich eigentlich nie etwas sagen ließ, entschied sich diesmal dazu, dass es vielleicht besser war, Greens Worten Taten folgen zu lassen; außerdem war er doch auch ein kleines Bisschen schadenfroh, als Silver ihn flehend ansah (anscheinend in der Hoffnung Gary könnte Green dazu verleiten es sich anders zu überlegen), wofür Gary nur ein Schulternzucken übrig hatte.
"Aber, Green-cha-", versuchte Silver es noch einmal, doch wurde diesmal von Green unterbrochen, die ihren Stab umgewandelt hatte und ihn über die Schulter hinweg drohend in seine Richtung hielt, mit den Worten:
"Ich habe es bereits einmal getan, zwinge mich nicht dazu es zu wiederholen!"
Diese Aussage schien gewirkt zu haben, denn Silver hatte die Verfolgung aufgegeben und so waren Gary und Green auf dem gemeinsamen Heimweg. Im Gegensatz zu so manchem anderen Malen, war es noch nicht einmal besonders spät und so war der normale Weg durch den Stadtpark auch noch recht Menschenerfüllt. Dies hinderte Green nicht daran, das unvermeidliche Thema anzusprechen, nachdem sie eine ziemlich lange Zeit geschwiegen hatten.
"Er ist also wieder da." Gary sah aus den Augenwinkeln zu ihr, doch sah gleich wieder nach vorne, da er keine besonderen Gefühle in ihrem Gesichtsausdruck aus machen konnte: sie versteckte sie fein säuberlich.
"Unkraut vergeht nicht - du hast doch nicht ernsthaft damit gerechnet?"
"Nein, nicht wirklich."
"Gehofft?" Nach dieser plötzlichen Frage schwieg Green kurz, ehe sie ein leichtes Zucken mit den Schultern andeutete, worauf Gary nicht weiter einging, da er es für unangebracht hielt. Ihre nächsten Worte überraschten ihn daher schon ein wenig:
"Wie steht ihr beiden zueinander?" Gary war nicht nur über die Frage an sich verwundert, sondern auch darüber, dass sie überhaupt gestellt wurde.
"Green, das wird dir doch aufgefallen sein?" Sie sah ihn jetzt wieder an, verwundert, wie es schien. Als sie ein Kopfschütteln andeutete, antwortete er mit einem Seufzten:
"Silver ist mein kleiner Bruder." Green blieb auf der Stelle stehen und starrte ihn verwirrt an.
"Dein... Bruder?!" Noch einmal musterte sie ihn ganz genau und auf einmal ging ihm ein Licht auf, weshalb sie dies tat.
"Ihr... seht euch nicht besonders ähnlich", sagte Green, wobei sie mit den Augen besonders bei den Haaren hängen blieb. Der Angesprochene kam nicht drum herum die Augen zu verdrehen und auch ein ärgerliches Seufzten entglitt ihm.
"Sagen wir, die Gene waren sehr eindeutig verteilt." Mit diesen Worten begann er deren Weg fortzusetzen, wo Green noch kurz auf dem gleichen Fleck verweilte, ehe sie sich doch dazu entschied weiter zu gehen.
"Aber das heißt ja, dass er auch ein Halbdämon ist?"
"Ja, das ist er auch."
"Aber dann kennt ihr euch ja richtig gut?"
"Ja, das kann man wohl so sagen." Kurz schwieg sie, überdachte scheinbar ihre neue Frage zu dieser neuen Situation:
"Warum hast du dann nicht für ihn Partei ergriffen, jetzt und auch vor einer Woche?"
"Wie wir bereits festgestellt haben, ich kenne ihn; ihn und seine Fähigkeiten. Mir war klar, dass er einen Angriff deinerseits überleben würde und Silver ist... wie soll ich sagen? Es gibt kein Adjektiv welches ihn passend beschreiben kann. Sagen wir es so: manchmal hat er für seine Spielereien eine Strafe sehr wohl verdient", antwortete Gary ernst, während er dabei Green ansah, die langsam nickte.
"Dann wäre dir ja von Anfang an klar gewesen, dass er nur mit mir gespielt hat, wärest du da gewesen."
"Das wage ich nicht zu beurteilen. Im Allgemein ist sein Liebesleben sehr... wechselreich. Silver ist eine Person die nicht viel ernst nimmt und das gehört jedenfalls nicht zu den wenigen Dinge die er ernst nimmt. Er ist ein Spielkind, welches nur darauf aus ist sich selbst zu amüsieren, am liebsten auf Kosten anderer."
"Du sprichst ja nicht gerade gut von ihm."
"Alles was ich sage ist, dass du aufpassen solltest. Eine gutgemeinte Warnung, denn ich habe es noch nie erlebt, dass er einem Mädchen hinterher läuft." Und mit diesen Worten mitsamt einem "Gute Nacht" hinterließ er Green auf dem Flur zurück.
Garys Lieblingszeit des Tages war eindeutig der Morgen. Er mochte diese Zeit des Tages einfach auf Grund von mehreren Faktoren. Was ihm besonders gut gefiel, war die Tatsache, dass die Gänge der Schule um diese Uhrzeit noch nicht überfüllt waren. Es herrschte eine angenehme Ruhe über diesen Ort der normalerweise erfüllt war von regen Treiben, von widerhallenden Schritten, Reden und Gelächter. Jetzt hörte er nur seine eigenen Schritte und nur von weiten die der anderen wenigen Anwesenden; das Kratzen von Bleistiften und das Tippen auf den Computertastaturen; Geräusche die er hören konnte, dank seines dämonischen Gehörs, wenn er an dem Lehrerzimmer vorbei ging. Ehe er an diesem Morgen jedoch ins Klassenzimmer ging, holte er sich noch ein neues Buch aus der bescheidenen Schulbibliothek und schlug dann den Weg ins Klassenzimmer ein, nicht ohne einen vorbeigehenden Lehrer zu grüßen. Während er die Hand an die Schiebetür zum Klassenzimmer legte, überflog er bereits die erste Seite des neuen Buches und er fühlte eine gewisse Vorfreude in sich aufsteigen, als er bemerkte, dass er mal wieder ein gutgeschriebenes Buch gefunden hatte.
Doch das wohlige Glücksgefühl verflog schnell wieder, als er die Tür geöffnet hatte und sein geliebter Morgen damit ruiniert war.
"Wir müssen reden, Aniki."
Etwa eine halbe Stunde später füllte sich das Klassenzimmer, da die ersten Schüler eintrudelten. Die weiblichen Schüler waren regelrecht entzückt davon Silver wieder zu sehen und hatten sich sofort um ihn geschart und plagten ihn nun mit Fragen, wo er doch so lange gewesen sei und was er getan hätte! Da die gesamte Aufmerksamkeit auf dem Rotschopf lag, bemerkte niemand, dass eine gewisse Feindseligkeit immer mal wieder durch den Klassenraum vibrierte wenn die Blicke der beiden dämonischen Brüder sich trafen. Erst als Green dazu kam, veränderte sich die Situation.
Sie kochte bereits vor Wut, ehe sie Silver überhaupt mit eigenen Augen erblickt hatte, denn Sho war ihr entgegen gekommen um ihr diese "erfreuliche Neuigkeit" sofort zu berichten; Green hatte ihr nicht erzählt, dass sie Silver nicht gerade positiv gestimmt war. Nachdem er verschwunden war und Sho nach ihm gefragt hatte, war Green auf die Ausrede mit einem kranken Familienmitglied gekommen, welches er besucht hatte, dass diese Ausrede nicht mit Silvers übereinstimmte, interessierte sie herzlich wenig. Sie hatte immerhin nicht damit gerechnet, dass Silver jemals wieder zu seiner Identität als "Siberu Nakayama" zurückkehren würde.
"Oh, hi, Green-chan!", grüßte der Rotschopf sie erfreut, doch ihre Antwort war alles andere als erfreut. Sie antwortete mit einem mindestens genauso feindlichen Blick wie der, den die Mädchen ihr zu warfen, als sie hörten, wie freundlich er sie gegrüßt hatte.
Als die junge Wächterin sich gerade dazu entschied ihn und seine Mädchenscharr einfach zu übersehen, erschien er plötzlich vor ihr, mit einem breiten Grinsen, schnappte ihre Hand und mit den Worten:
"Komm, ich zeig dir etwas!" zog er sie bereits aus dem Klassenzimmer, mit einem so harten und festen Griff, dass es Green, trotz Proteste, nicht möglich war, sich aus diesem zu befreien.
"Ej, wo wollt ihr hin?", rief Sho ihnen hinterher, als Silver sie vom Klassenzimmer fort führte, obwohl Greens Proteste recht eindeutig waren, was Sho doch schon sehr wunderte: Freute sie sich nicht ihren heiß geliebten Sibi wieder zu sehen?
Kaum, dass sie um die Ecke gebogen waren, stand Gary ebenfalls in der Tür und rannte den Beiden zielsicher hinterher, wo Sho nach wie vor noch in der Tür stehen blieb und den Dreien nachsah, mit einem verwunderten Blick im Gesicht, welches ihre verwirrten Gedanken wiederspiegelte.
Kaum hatten Siberu und Green die Ecke passiert, waren sie verschwunden - nur um kurz danach in ihren eigenen vier Wänden wieder auf zu tauchen: Etwas was Green absolut nicht nachvollziehen konnten: Hatte Silver sie etwa teleportiert? War so etwas für die Dämonen möglich?
Doch lange lenkte sie sich nicht mit diesem Gedanken ab, denn sie hatte ein anderes Problem: ein gutaussehendes Problem mit roten Haaren. Dieser hatte Green buchstäblich an die Wand genagelt in dem er seine Arme neben ihren Kopf ausgestreckt hielt, so das Green zwischen diesen stand: mit den Armen über ihre Brust verschränkt und einem sehr widerspenstigen Blick, der momentanen Lage nicht besonders angepasst, wie Silver fand - doch es gefiel ihm. Er sah in ihre dunklen Augen und stellte fest, dass sie keine Anzeichen von Schwäche zeigten. Ihre großen Augen waren schön; ein wirklich schönes Dunkelblau - so tief, so unerforscht. Warum war ihm das vorher gar nicht aufgefallen?
"Was willst du? War mein Light Spirit nicht deutlich genug für dich?" Sein durchdringender Blick veränderte sich, wurde schleierhaft, als würde ihn etwas bedrücken.
"Hattest du mit der Attacke vor mich umzubringen?" Wieder die gleiche Frage, die Green bereits einmal zu hören bekam und welche sie die ganze Nacht lang, nein die letzten Tage, gequält hatte, denn sie hatte keine Antwort gefunden. Hatte sie ihn wirklich mit der Absicht ihn zu töten angegriffen? War sie erleichtert gewesen, als sie ihn wieder gesehen hatte? Hatte sie mit Absicht die Energie der Attacke reguliert?
"Das fasse ich als ein "Nein" auf", sagte Silver plötzlich ohne, dass Green überhaupt etwas dazu gesagt hatte. Überrascht, aber auch skeptisch sah sie ihn an, verwundert darüber, dass er so schnell eine Antwort gefunden hatte, obwohl sie so lange dafür gebraucht hatte und bis jetzt immer noch keine gefunden hatte.
"Wie kommst du darauf?", fragte sie und versuchte sich nicht von seinem fast schon lieben Grinsen ablenken zu lassen.
"Du hast zulange gezögert, Green-chan." Diesmal ging Green nicht auf die Anrede ein sondern konterte verbissen:
"Das ändert nichts daran, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will, Silver. Das wirst du jawohl bereits bemerkt haben. Also, was willst du noch von mir?"
"Eine zweite Chance", kam es wie aus der Pistole geschossen, als hätte er nur auf diese Frage gewartet.
""Eine zweite Chance"?", wiederholte Green skeptisch und fügte hinzu:
"Wozu?" Der Rotschopf atmete tief durch, schloss kurz die Augen, ehe er das sagte, was er auf dem Herzen hatte:
"Ich liebe dich."
Er ließ die Worte kurz im Zimmer hängen, während Greens Gesichtszüge sich langsam veränderten; scheinbar wusste sie nicht was sie fühlen sollte; jedenfalls nicht, was sie ihm zeigen wollte. Überraschung zeigte sich in ihrem Blick, sie öffnete den Mund erstaunt, um etwas zu sagen, doch schloss ihn wieder; anscheinend sprachlos.
"Und ich brauche eine zweite Chance um dir das zu beweisen." Endlich erwachte Green aus ihrer Starre und antwortete:
"Für wie dämlich hältst du mich eigentlich? Glaubst du ich würde zweimal auf den gleichen Trick herein fallen?" Überraschenderweise schien ihm diese Antwort zu gefallen, denn er lächelte in sich hinein; ehe er sich scheinbar für eine andere Pose entschied und ehe Green sich versah hing sie plötzlich in der Luft, in einer Pose, die einer Tango Pose nicht unähnlich war. Silver hatte sich nach vorne über sie gebeugt und den Arm um ihren Rücken gelegt und die Überraschung über diese plötzliche Posenänderung hielt nicht lange, denn Green war sich bewusst, dass diese Stellung ihren Ausschnitt entblößte. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war er bereits angefangen:
"Ich kann dir nicht verübeln, dass du mir nicht glaubst, Green-chan. Aber glaub mir, ich meins ernst und um dir das zu beweisen, brauche ich eine zweite Chance."
"Ach?", fing Green an ohne irgendwie auf diese merkwürdige Stellung einzugehen; diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben. Sie versuchte sich auch nicht zu befreien, wahrscheinlich weil sie wusste, dass es sowieso nichts brachte, da er zu stark war.
"Woher kommt diese plötzliche Meinungsänderung? Hast du nicht gemeint, ich wäre kein Mädchen nach deinem Geschmack, da ich schwach bin?"
"Ja das habe ich gemeint, aber ich muss..." Silvers Worte wurden jäh unterbrochen, von dem Geräusch der aufgeschlagenen Tür, welches jedoch schnell von einem anderen Geräusch übertönt wurde, denn als Green ihren Kopf nach hinten beugte, sah sie Pink verkehrt herum vor sich stehen, in der aufgeschlagenen Tür:
"Green-chan!", schrie sie und fügte kreischend hinzu:
"Ich spüre einen Dämon, der vernichtet werden muss!" Sowohl Silver als auch Green verstanden Bahnhof und konnten sich beide Pinks Dasein und ihre Worte nicht erklären, doch die Wächterin war schneller darin, diese Situation für sich einzusetzen und machte einen dezenten Wink mit dem Zeigefinger auf Silver und fügte mit einer gespielt angstvollen Stimme hinzu:
"Rette mich!"
Green kannte Pink, Silver allerdings nicht und so war er recht überrascht darüber, dass Pink Greens Aufforderung ohne zu fragen Folge leistete und mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit sauste Pink auf Silver zu, der Green los ließ und aus ihr unerklärlichen Gründen, gelang es Pink Silver zu Boden zu werfen. Doch damit nicht genug: sie verhinderte sogar, dass er sich wieder aufrichten konnte, in dem sie sich auf ihn drauf setzte, mit den Knien vorwärts. Silver wehrte sich erst einmal nicht: anscheinend war er zu sehr davon geschockt, dass er von so einem kleinem Mädchen regelrecht flachgelegt worden war. Während Green sich aufrichtete und ruhig ihren Rock glatt strich, rief Pink:
"Jetzt, Green-chan! Ich halt ihn fest und du besiegst ihn!"
"Was zur Hölle geht hier vor?", ertönte plötzlich die nüchterne Stimme Garys durch dieses Chaos und als Green sich umdrehte, entdeckte sie ihn in der Tür, mit einem fragwürdigen Blick als er seinen Bruder unter Pink bemerkte.
"Sag mal, wo warst du so lange?!", fragte Green empört, da sie schon lange mit seinem Aufritt gerechnet hatte. Ehe Gary allerdings antworten konnte, unterbrach ihn Silver:
"Ach, Aniki, wie schön dich zu sehen!" Und auf einmal war Pink überhaupt kein Problem mehr für ihn; schnell war sie beiseite geschoben und schon stand Silver zwischen Gary und Green.
"Habe ich mich gerade versehen, oder wurdest du gerade von Pink...", begann Gary mit einem recht amüsierten Blick an Silver gewandt, doch dieser unterbrach ihn bevor er seine Worte vollenden konnte und sagte:
"Ich finde du sagst Green-chan, dass sie mir doch eine zweite Chance geben soll."
"Gib mir einen Grund warum ich das machen sollte."
"Und als ob ich auf Gary hören würde!", fügte Green hinzu und gerade als Silver einen flehenden Ausdruck aufsetzte, wurde er von Pink unterbrochen, die scheinbar nicht gewillt war gegen ihren Feind so schnell aufzugeben: sie startete einen weiteren Frontalangriff, dem er diesmal allerdings elegant auswich, da er darauf vorbereitet war. Gerade als sie einen weiteren Versuch wagen wollte, ging Green dazwischen indem sie ihre übereifrige Mitwächterin an den Schultern packte.
"Keine Sorge, Pink. Silver..." Sie wollte gerade sagen, dass er nicht ihr Feind war, aber entschied sich doch dafür, ihren Satz ein wenig umzuformen:
"Um ihn kümmern wir uns später."
"Aber, Green-chan!", protestierte Pink, doch Green achtete nicht auf diese, sondern hielt sie nur fest, während sie ihre Aufmerksamkeit den beiden Brüdern zuwandte.
"Gary, dein Bruder hat mir gerade seine Liebe gestanden." Mit erhobenen Augenbrauen sah Gary zu seinem Bruder und sagte:
"Du hast ihr deine Liebe gestanden?"
"Ja, natürlich habe ich das! So sagt man das in dieser Welt, wenn man mit einem Mädchen zusammen sein will, weißt du?"
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal von dir hören würde", antwortete Gary mit verdrehten Augen.
"Soll mir das sagen, dass ich das nicht für bare Münze nehmen soll?", fragte Green an Gary gerichtet, doch ehe dieser antworten konnte, tat Silver es:
"Doch natürlich sollst du! Ich lüge nie!" Ein ironisches Lachen von Gary ließ Green vermuten, dass dies wohl kaum der Wahrheit entsprach. Doch Silver überhörte es gekonnt und fuhr fort als wäre nichts geschehen:
"Aber wir müssen ja nichts überstürzen, wir haben ja jetzt Zeit."
"Wie, wir haben jetzt Zeit?", wiederholte die Wächterin zögernd und sah dabei eher zu Gary, als wäre das plötzlich alles seine Schuld. Dieser schien sich der Schuld bewusst zu sein, denn er drehte sich weg, scheinbar beschämt über sich selbst. Gerade als Green dies hinterfragen wollte, packte Silver ihre Hände und verkündete:
"Ab heute wohne ich nebenan! Ich werde bei Blue einziehen."
"W-Wie bitte?!", entfuhr es Green während sie beide zweifelnd an sah; der eine grinste wie ein kleines Kind, der andere schlug sich die Hand an die Stirn, scheinbar weniger darüber erfreut.
"Ja! Ist das nicht toll?! Jetzt können wir zusammen zu Abend essen, zur Schule gehen, Nachhause gehen, Hausaufgaben machen..." Zum Glück wurde sein Wortschwall unterbrochen, denn Greens Glöckchen strahlte auf und umgehend sprang Silver alarmiert zurück, doch er war nicht der Grund weshalb das Glöckchen aufstrahlte.
"Ein Dämon ist in der Nähe." Alle sahen zu Gary der dies gesagt hatte, Silver scheinbar darüber erleichtert, dass es nicht er war, auf dem das Glöckchen reagiert hatte. Er war der Erste der kampfbereit war, obwohl ihn niemand gefragt hatte, ob er mit kommen wollte:
"Oh yeah, time for some action!", sagte Silver erfreut und war schon drauf und dran los zu sprinten, während Green die kurze Ablenkung nutzte um ihr Wort an Pink zu richten:
"Sag, Pink, warum hat das Glöckchen weder auf Gary noch auf Silver reagiert?" Verwundert wurde sie angesehen, scheinbar war Pink das gar nicht aufgefallen und scheinbar wusste sie auch keine Antwort, weshalb Green ihr auf die Sprünge helfen wollte:
"Ist es weil sie Halbdämonen sind?" Das schien Klick zu machen bei Pink, denn sie antwortete:
"Nein, damit kann das nichts zu tun haben."
"Mit was dann?"
"Vielleicht... weil du sie nicht als deine Feinde ansiehst?" Dies brachte Green zum nachdenken und langsam wandte sie ihren Kopf nach rechts, wo die beiden Brüder heftig über deren Vorgehensweise diskutierten. Sie sah sie nicht als Feinde? Hatte sie unterbewusst die ganze Zeit die Antwort gekannt, nach der sie so sehr gesucht hatte? War das der Grund weshalb Green Silver nicht getötet hatte? Weil weder er noch Gary ihre Feinde waren, sondern...
"Komm, Green-chan, Dämonen warten nicht!", unterbrach Silver nicht nur ihre Gedanken, sondern auch ihre Handlung, denn in innerhalb von null Komma nichts hatte er sie auf seine Arme gehoben und statt mit ihr aus der Tür zu stürmen, rannte er zu ihrem Balkon, öffnete die Glasschiebetür und es gelang Green gerade noch Garys wütende Stimme zu hören und den Mund zu öffnen, ehe Silver vom Balkon herunter sprang: aus dem siebten Stock.
Die junge Wächterin spürte wie ihre Haare vom Wind durch gewirbelt wurden und verzweifelt klammerte sich Green an Silver, presste die Augen zusammen und fluchte, als könne sie dies vor den harten Asphalt bewahren.
Es gelang ihr nicht einmal Gedanken um ihren Tod zu machen, als es schon vorbei war: Silver landete elegant auf dem Boden und ließ Green herunter, die ihn mit zitternden Beinen und mit offenen Mund anstarrte, aber keinen Ton heraus brachte, so dass Silver mit einem Zwinkern erläuterte:
"Dämonen können fliegen, Green-chan."
"...Aha."
"SILVER!" Gary tauchte neben den Beiden auf, scheinbar hatte er die Treppe genommen, denn er schien ziemlich aus der Puste zu sein, als er seinen Bruder anklagend an sah, wie es nur ein großer Bruder tun konnte, während Silver aussah wie nur ein kleiner Bruder aussehen konnte der gerade etwas Verbotenes getan hatte.
"Wir sind hier nicht in unserer Heimat oder in irgendeiner Provinz! Das hier ist Tokio, eine Metropole mit mehr als 8.400.000 Einwohnern auf einer Fläche von gerade mal 600 km2, mit anderen Worten, einer Bevölkerungsdichte von um die 13.000; da kannst du doch nicht ernsthaft annehmen, dass kein Mensch dich entdecken würde, wenn du am helllichten Tag fliegst!" Silver sah zu Green, die ihn auch ansah, beide mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
"Ist er nicht ein verdammter Spießer?", fragte Silver und Green ergänzte:
"Nicht zu vergessen ein elendiger Streber!" Beide kicherten, als sie sich so gleichgesinnt waren.
"Wie schön, dass ihr euch da einig seid", bemerkte Gary eher säuerlich ehe Pinks laute Stimme mühelos vom Balkon zu hören war:
"Green-chan! Wartet, ich komme mit!"
"Nein, Pink, nein, bleib oben! Wir schaffen das schon alleine!"
"Aber, Green-chan! Das sind doch auch Dämonen! Bist du dir sicher, dass..."
"Mach dir keine Sorgen, Pink! Du darfst auch die Schokolade haben die im..." Und schon war Pink nicht mehr zu sehen, da sie wahrscheinlich die Küche unsicher machte.
Green fand schnell heraus, dass das nicht ihr letzter Flug bleiben sollte. Die Gelegenheit abermals in die Lüfte zu steigen folgte so gleich, als sie den Dämon in der Nähe lokalisiert hatten - etwas was Gary als beunruhigenden Faktor charakterisierte, doch weder Silver noch Green lauschten seinen warnenden Worten. Silver war zu aufgeregt, fieberte dem Kämpfen entgegen und meinte schon nach Garys zweiten Satz, dass er solcherlei Warnungen bereits gewohnt sei, da sein Bruder immer Tendenzen dazu hatte, ihm den Spaß zu ruinieren - man solle doch einfach nicht hinhören. Green dagegen hörte weder auf den einen noch auf den anderen. Die Wächterin war zu fasziniert von den Metern die zwischen ihr und dem Asphalt lagen, denn abermals lag sie in Silvers Armen während der Verfolgung des Dämons. Diesen hatten sie bereits gesichtet, doch scheinbar war er nicht von der mutigen Art, denn er floh sobald Green auch nur ihren Starb umgewandelt hatte. Ohne auf die Proteste seiner neuen Mitstreiter zu achten, hatte Silver kurzerhand das Kommando übernommen und hatte zur Verfolgung des Feiglings angesetzt, welche über den Dächern von Tokio stattfand: was Gary so gar nicht gefallen wollte. Sein Widerspruch verklang jedoch schnell in der kühlen Mittagsluft, denn Silver hatte einen Affenzahn drauf, die es Green nicht einmal ermöglichte die Tatsache zu genießen, dass es ihr gegönnt war durch die Luft zu sausen.
Dieser Schnelligkeit war es zu verdanken, dass sie den Flüchtling schnell eingeholt hatten und Silver hatte nicht im Sinn auf Garys Rat zu hören, dass sie ihn erst angreifen sollten, wenn er sich außerhalb des Stadtcentrums befand.
"Feiglinge sollten bestraft werden!", sagte der Rotschopf, als Green spürte, dass er eine Hand von ihrem Körper löste (was ihr gar nicht gefiel bei einer Höhe von mehr als zweihundert Metern), um abermals die Attacke einzusetzen, mit der er bereits deren letzten Gegner ausgelöscht hatte. Green sah nicht wie der schwarze Blitz den Dämon vom Himmel herunter holte, sondern hörte nur den Knall des Aufpralls und bemerkte so gleich wie ihre Füße den festen Boden wieder zurück bekamen.
"So, Green-chan", sagte Silver, während er Greens Rock glatt strich, von deren Feind überhaupt keine Notiz nehmend, der sich unter Schmerzen wieder aufrichtete.
"Jetzt siehst du einem Profi bei der Arbeit zu!" Ehe Green es gelang zu antworten, war Gary bereits hinzu gekommen und übernahm für Green das Antworten:
"Bist du von allen guten Geistern verlassen?!" Der große Bruder kam allerdings nicht dazu seine Empörung über den Kampfort, der auf einem der vielen Hochhäuser von Tokio stattfand, preiszugeben, denn der dritte Dämon hatte anscheinend etwas dagegen: mit seinen Klauen holte er aus, um einen der drei zu erwischen, doch diese sprangen in verschiedene Richtungen und im gleichen Moment wo Green bewusst wurde, dass deren Gegner es mal wieder nur auf sie abgesehen hatte, bemerkte sie, dass deren Gegner anscheinend nicht nur enorm lange Gliedmaßen besaß, sondern auch in der Lage war diese aufzulösen. Kaum als seine Faust auf das Beton des Hochhauses aufschlug und den Boden zum erzittern brachte, löste diese sich in wabbelnden schwarzen Rauch auf, was seine Schnelligkeit erhöhte, denn kaum hatte seine Faust sich aufgelöst, war sie abermals bereit Green anzugreifen, welche es nur mit Müh und Not gelang auszuweichen. Doch das war nicht der einzige Vorteil, wie sich schnell herausstellte, als Silver ihn ein weiteres Mal mit seinem Blitzangriff attackierte: der Dämon löste sich auf als die Attacke ihn traf und materialisierte sich geradewegs hinter Green, welche gerade noch seinen Schatten sah, ehe Gary sie gewaltsam aus der Schusslinie stieß.
Beide fielen zu Boden, jedoch einige Meter von dem Einschlaglochs des Dämons entfernt. Green lag auf dem Betonboden, während er beinahe auf sie rauf fiel. Doch keiner der beiden nahm von dieser etwas ungünstigen Position Notiz: Gary richtete sich sofort wieder auf und während Green ihren Stab wieder zu sich holte, da sie ihn kurz aus der Hand verloren hatte, schrie Gary Silver Folgendes zu:
"Benutz zur Abwechslung bitte mal dein Gehirn!" Doch Silver hörte nicht hin, er war zu sehr damit beschäftigt Spaß zu haben. Das Gute daran war, dass dieser Spaß den Dämon ablenkte, denn er ging auf seine Kosten: Silver war wohl aufgegangen, dass es nichts brachte den Dämon direkt anzugreifen, also machte er sich einen Spaß daraus um ihn herum zu springen wie ein zu groß geratener Gummiball, wobei er geschickt den Attacken des Feindes auswich, nicht nur in dem er um ihn herum sprang, sondern auch auf den Dämon drauf, was des Öfteren dazu führte, dass dieser sich selbst attackierte, da Silver einfach zu schnell war um von ihm erwischt zu werden. Einen wirklichen Sinn konnte man dahinter allerdings nicht erkennen, denn obwohl der Dämon sich selbst angriff, brachte dies nicht fiel, denn die Stellen die er rammte, lösten sich einfach wieder in diese schwarze Substanz auf. Nichtsdestotrotz hatte Silver eindeutig Spaß.
"Er ist wirklich sehr athletisch", konstatierte Green.
"Ein verdammtes Spielkind ist er!", fluchte Gary ärgerlich und wandte sich dann an Green, die ihren Stab mit beiden Händen festhielt und gebannt Silvers Schauspiel mit ansah. Als sie jedoch Garys Blick bemerkte, drehte sie sich zu ihm herum.
"Wir müssen die Strategie ändern, bezüglich erst einmal Eine aufstellen", fing Gary entschlossen an und fuhr so gleich fort:
"Es bringt nichts wenn wir ihn angreifen; die einzigen Attacken die effektiv sind, sind deine. Im letzten Kampf hast du keinen "Light Spirit" eingesetzt, du müsstest also ohne Probleme einen ausführen können. Ich nehme an, dass eine Attacke ausreichen wird, falls du einen Volltreffer landen kannst. So lange Silver ihn ablenkt wird das kein Problem darstellen." Green warf einen kurzen Blick auf die Leiste ihres Stabes, was bestätigte, dass sie wirklich noch genug weiße Magie übrig hatte um einen "Light Spirit" einzusetzen.
"In Ordnung, das wird zu schaffen sein", antwortete Green mit einem selbstsicheren Nicken und sah sich schon nach einem geeigneten Ort um, von wo aus sie Anlauf nehmen konnte, wobei ihr etwas einfiel und sie sich sofort wieder herum drehte:
"Aber ich werde dabei sicherlich auch Silver treffen! Es ist unmöglich ihn nicht zu treffen, wenn er rumspringt wie ein wildgewordener Flummi."
"Kümmer du dich um einen Platz von wo aus du angreifen kannst und ich sorge dafür, dass er nicht in der Schusslinie ist."
"Aber, Gary, schau dich mal um: wir sind auf einem Hochhaus, die einzige Erhöhung ist das Treppenhaus und ich sehe schon von Weiten, dass ich zum ersten nicht genug Anlauf nehmen kann und zum anderen fliege ich wahrscheinlich herunter vom Druck der Attacke. Ein "Darklightning" wäre etwas anderes..."
"Gut, Planänderung", sagte Gary erschöpft, doch konzentrierte sich sofort wieder, während Silver hinter ihnen weiterhin Spaß hatte. Der Boden erzitterte des Öfteren und Green fragte sich langsam nervös, wie lange das Gebäude noch stand hielt: Ein umstürzendes Hochhaus mitten in Tokios war vielleicht nicht gerade wünschenswert...
"Ich habe eine Idee", sagte Gary und sah Green an, welche seinen ernsten Blick fragend erwiderte.
"Aber sie ist riskant und du musst mir vertrauen."
"Ich muss dir... vertrauen?" Green sprach das letzte Wort aus, als wäre es ein Fremdwort für sie. Vielleicht war es das auch; vielleicht war die Gabe des Vertrauens sogar fremd für sie. Sie hatte noch nie jemanden vertraut... sie hatte immer nur sich selbst und ihren eigenen Fähigkeiten vertraut. Und jetzt verlangte gerade Gary, dass sie ihm vertrauen sollte? Gerade ihn, den sie die längste Zeit von deren Beziehung auf dem Tod nicht ausstehen konnte? Gerade ihm sollte sie vertrauen, auch noch in so einer bedrohlichen Situation?
Vielleicht gerade weil es so eine Situation war. Vielleicht gerade weil sich alles geändert hatte: Ihr Leben hatte sich verändert, sie hatte sich verändert. War es vielleicht Zeit auch ihre Prinzipien zu ändern um sie der neuen Situation anzupassen?
"Green, es drängt." Von Garys Stimme aus ihren Gedanken gerissen, sah Green auf und traf seine dunkelgrünen Augen und ohne noch einmal darüber nach zu denken sagte sie:
"Okay! Lass es uns angehen!"
"Gut", antwortete Gary, der natürlich nicht wusste, welche Ehre ihm zu Teil wurde. Er konnte nicht ahnen, dass er die erste Person war, der Green vertraute und welche Bedeutung dies hatte.
"Dann gib mir deine Hand." Kaum hatte er dies gesagt, streckte er schon seine Hand aus, welche Green einen Moment schweigend ansah, während es hinter ihnen wieder krachte und donnerte.
"Kurze Erklärung da wir nicht mehr viel Zeit haben: Ich werde mit dir hochfliegen und dich in einer Höhe von 35 Metern fallen lassen, woraufhin du deinen "Light Spirit" einsetzen wirst und ich sorge dafür, dass Silver aus der Schusslinie ist." Green nickte und kaum, dass sie das getan hatte, hatte er auch schon ihre Hand ergriffen, sie zu sich gezogen und auf die Arme gehoben, als würde sie nichts wiegen. Erst als sie in die kalte Abendluft hinauf stiegen, wurde sie bleich:
"...Fallen lassen?!", wiederholte sie fassungslos, denn sie konnte nicht glauben, dass ihr erstes Mal, dass sie vertraute, zu so etwas missbraucht wurde.
"Vertrau mir."
"Fallen lassen?! Du hast nicht gesagt, dass das Vertrauen tödlich endet!"
"Wenn man die Taten anzweifelt, ist das kein Vertrauen, Green", antwortete Gary sachlich auf Greens etwas panischen Tonfall, fügte jedoch noch hinzu, dass sie sich bereit machen sollte, denn sie hatten die geeignete Höhe erreicht. Die junge Wächterin starrte ihn ungläubig an und man sah ihr an, dass sie mit sich selbst rang, da sie ihm eigentlich widersprechen wollte. Statt ihm jedoch zu widersprechen sagte sie schnippisch:
"Ich warne dich, falls ich hier bei sterbe, werde ich dich aus dem Reich der Toten heimsuchen!" Mit diesen Worten aktivierten sich die Leisten von Greens Stab und im gleichen Moment, wo dieser zu leuchten begann, ließ Gary Green fallen.
Greens erste Intuition war panisch zu schreien, doch sie wiederstand dieser Versuchung und entfesselte ihre Attacke:
"SPIRIT OF LIGHT!" Umgehend erschien für einen kurzen Augenblick eine zweite Sonne, wen auch nur für einen kurzen Moment. Das Licht dieser Sonne prallte mit voller Wucht gegen den Dämon, doch ehe dies geschah, hörte Green mit halbem Ohr, wie Gary irgendetwas rief und kaum eine halbe Sekunde später, kam ihr Fall zu einem Ende.
"Gut gemacht, Green-chan!" Ungläubig öffnete die Angesprochene die Augen und fand sich selbst in den Armen von Silver wieder, der sie kurz vor dem drohenden Aufprall aufgefangen hatte und nun erfreut grinste, als er sie absetzte. Doch kaum, dass ihre Füße den Boden berührten, gaben diese erst einmal nach und sie sack auf den Betonboden, doch ihre Kraft fand sie schnell wieder, als Gary sich zu den Beiden gesellte.
"Du hast also damit gerechnet, dass er mich auffangen würde?! Was ist, wenn er genau in diesem Moment weggeguckt hätte?" Gary wies diese Anklage sofort zurück:
"Egal wie unzuverlässig Silver ist, ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann." Der Rotschopf lachte über diese Bemerkung und gab seinem Bruder einen Knuff in die rechte Schulter.
"Wir sind eben ein gutes Team, Aniki!"
"Wir sind ein effektives Team, ob wir ein gutes sind, ist eine andere Frage." Sofort schwand Silvers Lächeln.
"Was soll das denn heißen?"
"Ich erinnere dich nur an die Mission in Ägypten, dann weißt du was ich meine."
"Warum musst du immer auf alten Kamellen rumhacken!"
"Du hast um Ausführung gebeten."
"Das war nicht meine Schuld, immer noch nicht! Das Problem war..."
Während die beiden so langsam anfingen sich zu streiten, blieb Green auf dem Boden hocken, sich nicht darum scherend, dass ihre Schuluniform ein weiteres Mal arg in Mitleidenschaft gezogen worden war. Dem Streit der beiden Brüder hörte sie nur mit halben Ohr zu. Erschöpft war sie. Nicht direkt vom Kampf, sondern von ihrem Lebenswandel. Erschöpft, aber gleichzeitig auch mit einem wolligen Gefühl der Freude, nein, es war beinahe schon viel mehr, als nur Freude. Diese Freude galt nicht ihrem Überleben, oder das ihrer neuen Freunde, sondern, dass sie stolz auf sich war, dass sie jemanden zum ersten Mal in ihrem Leben vertraut hatte und dass sie diese Tat nicht zu bereuen hatte. Irgendwie war dieser Gedanke läppisch, immerhin vertrauten alle Menschen mehr oder weniger, doch für Green war es ein Grund um stolz zu sein.
Gerade als sie aufstehen wollte, sah sie eine Hand vor ihrem Gesicht und bemerkte, dass diese Silver gehörte.
"Komm, ich helfe dir", sagte er mit einem freundlichen Lächeln, doch Green lehnte ab, nicht ruppig oder ärgerlich, sondern mit einem leichten Grinsen.
"Ich kann selbst aufstehen." Mit diesen Worten tat sie das auch und bemerkte dabei, dass sein Blick auf ihr ruhte; einen Blick den sie nicht ganz nach voll ziehen konnte. Es war ein zufriedener Blick, als hätte er etwas bestätigt bekommen, was ihn erfreute.
"Ich habe dir vorhin nicht gesagt, warum ich meine Meinung geändert habe", sagte er plötzlich hier auf dem Dach eines Hochhauses, welches nun dringend eine Renovierung nötig hatte.
"Ich habe mich geirrt. Du bist stark, Green-chan." Green errötete ein wenig über dieses Kompliment und war froh, dass sie so schmutzig war, so konnte er die Färbung wenigstens nicht sehen.
"Deswegen bin ich in dich verliebt. Du bist die Erste, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und du wirst auch die Erste sein, um die ich kämpfen werde. Und glaub mir, Green-chan, ich bin sehr hartnäckig." Sie seufzte, aber nicht unbedingt genervt, sondern eher geschmeichelt.
"Es bringt nichts, es dir ausreden zu wollen, oder?"Er schüttelte den Kopf, auch er war schmutzig wie Green auffiel.
"Ich liebe dich nicht, aber...", sagte Green und atmete tief durch, sich bewusst, dass sie eigentlich zu voreilig war, aber sie konnte einfach nicht anders:
"Ich würde dich dennoch gerne wieder "Sibi" nennen." Überrascht sah er sie an, doch dies hielt nicht lange, ehe sich seine Lippen sich zuerst zu einem Lächeln formten und dann zu einem erfreuten Grinsten.
"Es wäre mir eine Freude!"