Kapitel 03: Nachhilfe
Der Regen trommelte gegen die Scheiben, daher konnte man nicht gerade von einem schönen Sonntagmorgen reden. Es war eigentlich ein typischer Tag um ihn den gesamten Tag im Bett zu verbringen. Doch daran dachte eine frischgebackene Wächterin nicht im Geringsten. Zum einen hatte sie nichts gegen Regen und zum anderen hatte sie heute etwas vor und kaum hatte Pink ihre Zimmertür hinter sich gelassen, wurde sie auch schon freudig begrüßt:
"Guten morgen, Pink! Na, gut geschlafen?" Ausnahmsweise hatte sie ihre Haare zum Zopf gebunden und lächelte Pink zu. Diese legte den Kopf schief und schaute verwirrt drein.
"Guten morgen... Ist Heute irgendwas Besonderes? Du scheinst so gute Laune zu haben!" Kaum hatte Pink sich an den Küchentisch gesetzt, stellte Green auch schon Pfannkuchen vor ihre Nase, mit extra viel Schokoladensauce.
"Ach eigentlich gibt es keinen bestimmten Grund." Pink sah die Pfannkuchen als Einladung zum essen und haute rein.
"Hmmm! Lecker!", schwärmte Pink. Das andere Mädchen grinste und setzte sich ebenfalls hin. Sie hatte bereits gegessen.
"Hab ich ja auch gemacht! Aber das Beste daran ist, es ist billig! So kannst du mir wenigstens nicht die Haare vom Kopf essen, wenn du schon hier wohnen musst." Green grinste neckisch. Pink lächelte munter, sie hatte ganz vergessen was heute auf sie zukam. Doch Green hatte es nicht vergessen, sie war schon ganz neugierig auf Pinks Geschichte. Eigentlich wollte sie ja, dass sie von alleine anfing, aber diese war zu beschäftig mit dem Essen... Also musste Green wohl denn ersten Schritt machen:
"Pink, hast du vergessen, was du mir heute erzählen wolltest?" Greens Lächeln schwand bei diesen Worten und das breite Grinsen von Pinks Gesicht wurde steif, bis es sich vollständig auflöste. Zwar aß sie weiter, doch es sah bei weiten nicht mehr so enthusiastisch aus.
Green stand auf und legte ihre Hand auf Pinks Schulter. Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und schaute hoch zu Green. Sie lächelte Pink lieb an.
"Wie soll ich weiterhin meine Arbeit machen, wenn ich nicht die ganze Wahrheit kenne? Ich will dir doch helfen." In Pinks Augen sammelten sich Tränen. Green konnte nicht deuten ob es sich dabei um Freudentränen handelten, oder das Gegenteil. Schnell wischte Pink sich die Tränen mit ihren Ärmel weg.
"Ok" Pinks Stimme zitterte.
"Gut!", sagte Green.
"Aber zieh dich erst mal um, du bist ja noch im Nachthemd."
Als Pink sich endlich umgezogen hatte, saßen sich die beiden Mädchen gegenüber auf dem Sofa. Pink schien es sich schwer zu machen mit dem Anfangen, doch Green hatte diesmal nicht vor den ersten Schritt zu tun, sie wartete also geduldig bis Pink sich seufztend fragte wo sie nur anfangen sollte.
"Wohl am Anfang", antwortete Green. Pink zögerte, ehe sie sagte:
"Ich kann mich nicht erinnern." Sie schaute zu Boden während sie dies sagte und Green fragte sich schon ob Pink sie übers Ohr hauen wollte, doch dann erklärte Pink:
"Ich... habe mein Gedächtnis verloren."
"Amnesie?", kam es sofort aus Greens Mund gesprudelt. Pink nickte.
"Ich kann mich nur noch an die Zeit erinnern, die ich in der Dämonenwelt verbracht habe." Greens Hand rutschte von ihrem Kinn und schweigend sah sie ihre Gesprächspartnerin an, unsicher was sie sagen oder fragen sollte.Doch zum Glück für sie, nahm Pink ihr das ab. Ohne sie anzugucken fuhr sie fort:
"Ich wurde als kleines Kind mitgenommen und habe seitdem meine Erinnerungen verloren. Seid diesem Tag habe ich in der Dämonenwelt in Gefangenschaft gelebt. An die Zeit davor kann ich mich nicht mehr erinnern... sie haben mir alles genommen, Familie, Freunde, Träume mein Ich... ich weiß noch nicht mal ob "Pink" mein richtiger Name ist..."
Green schaute sie mit mitleidvollen Augen an und auf einmal brach das Gefühl in ihr aus, dass sie dieses kleine Mädchen beschützen musste und wollte. Es war ihr ein fremdes Gefühl, da ihr das Tun und die Gefühle anderer meistens egal waren. Doch für dieses kleine Mädchen empfand sie Mitleid, als wäre sie ihre eigene Schwester.
"Deshalb also war dieser Dämon hinter dir her... aber wozu brauchen die dich?" Pink zuckte kurz.
"Wegen meiner Schutzmagie."
"Was wollten sie damit?" Pink holte tief Luft.
"Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wofür die ganzen Untersuchungen gut waren..." Heiser brachte Green das Wort "Untersuchungen" heraus, doch Pink schüttelte nur mit dem Kopf. Die Antwort war klar: Sie wollte nicht darüber reden.
"Ich weiß es alles nicht mehr so genau... aber im letzten großen Kampf wo die Dämonen gegen uns kämpften, wurden sie in ihrer eigenen Welt versiegelt." Green kam unweigerlich ein Krieg in den Sinn und kaum hatte sie dies gedacht, blitzen die Bilder ihres Traumes vor ihrem geistigen Auge auf. Pink bemerkte es nicht.
"Ich glaube sie wollten mit meiner Magie versuchen, das Siegel zu brechen..." Green nickte gedankenverloren. Pink stoppte. Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort, bis sie fortfuhr.
"Es gab keine Hoffnung für mich."
"Wie ist es dir denn gelungen zu fliehen?"
"Das Siegel wird schwächer. Einige Dämonen können es überschreiten. Ich bekam mit, dass sie davon sprachen dich umzubringen", sagte Pink
"WAS?! Wieso wollen sie mich umbringen?! Das gibt doch keinen Sinn! Ich bin doch ein ganz normaler Mensch!", sagte Green hysterisch. Pink schaute etwas überrascht.
"Aber Green-chan, du bist doch kein Mensch! Du bist doch ein Wächter! Wie ich! Und die Dämonen töten Wächter, weil wir die einzigen sind, die sie aufhalten können!", antwortete Pink mit strahlenden Augen und abermals mit Tatendrang. Green jedoch gefiel es weniger eine lebende Zielscheibe für die gesamte Dämonenwelt zu sein.
"Kannst du mir eigentlich mal erklären, was genau Wächter eigentlich sind?" Pink holte mit der Faust aus um eine glorreiche Position zu vollführen.
"Wir sind die Beschützer der Menschheit!" Ok, dachte Green, sie würde wohl keine genaueren Informationen erhalten. Da ihr dies nun bewusst wurde, beschloss sie, das Thema wieder zu wechseln.
"Erzähl bitte weiter, Pink. Wie bist du geflohen?", fragte Green. Das Lächeln auf Pink Gesicht verschwand.
"Durch Zufall erfuhr ich von ihren Plänen und als ich deinen Namen hörte, klingelte es bei mir. Ich muss dich wohl irgendwie gekannt haben..." Pink zuckte mit den Schultern.
"Ich setzte alles daran zu fliehen, weil ich deine Magie aktivieren wollte, aber ich wusste nicht wie... doch durch eine Unachtsamkeit von ihnen konnte ich durch den Weg fliehen den auch sie benutzten und so landete ich bei dir." Pink seufzte wieder. Wieder schwiegen beide.
"Das war dann auch alles was ich weiß", sagte Pink ein wenig entschuldigend. Green nickte.
"Danke."
"Ist noch Schokolade da?"
Es war wohl der letzte warme Tag des Herbstes. Die Sonne hatte sich wohl richtig angestrengt, denn es waren ganze 30° zu messen. Green war auf dem Weg nach Hause von der Schule. Sie hatte ihren Mathe Test an diesem Tag zurückbekommen und natürlich hatte dies ihre Laune nicht sehr gebessert. Sie seufzte tief und ließ den Kopf hängen. In ihrem Leben lief momentan auch wirklich alles schief.
"Also ich muss sagen, für deine Verhältnisse ist eine fünf minus doch gar nicht so schlecht, Najotake." Green wirbelte herum und erblickte Gary hinter sich. Erschrocken über sein plötzliches Auftauchen, nahm sie erst einmal einige Meter Abstand und versteckte den Test hinter ihrem Rücken, als wäre es noch nicht zu spät.
"Was meinst du mit "für deine Verhältnisse", Ookido?" Green reagierte gereizt auf seine Sticheleien. Erst als sie ihren Satz über die Lippen hatte, kamen ihr die jüngsten Ereignisse wieder in den Sinn und ihr fiel auf, dass es das erste Mal war, dass er mit ihr sprach seitdem er sie dazu aufgefordert hatte in die Sonne zu sehen.
"Stell dich nicht dümmer als du bist", antwortete er gehässig. Green drehte sich um und ging weiter, ohne darauf einzugehen. Obwohl sie spürte, dass sie wütend wurde, dachte sie fieberhaft darüber nach, ob sie ihn darauf ansprechen sollte. Es war alles wie früher: er machte sich über die lustig und sie fingen mal wieder an sich zu streiten. Auch die abgrundtiefe Feindlichkeit war aus seinen Augen verschwunden. Freundlich sah er sie zwar nicht gerade an, aber lange nicht so mit hasserfüllt. Green wusste nicht warum, aber irgendwie erleichterte sie dies.
Sie ging ein paar Schritte bemerkte doch gleich, dass Gary immer noch hinter ihr ging. Green drehte sich während des Gehens zu ihm um.
"Kann es sein, dass du mich verfolgst?!"
"Das ist zufällig auch mein Heimweg", antwortete Ookido gelassen.
"Seit wann bitteschön?"
"Seit ich umgezogen bin" Green sah ihn überrascht an.
"Wohnst du etwa in meiner Gegend?", fragte sie sogar etwas angsterfüllt.
"Ich habe mich nie dafür interessiert wo du wohnst." Green drehte sich um und zeigte auf einen etwas weiter entfernten Wohnblock.
"Dort wohn ich" Sie lies ihren Arm sinken. Gary trat neben Green.
"Ich leider auch." Green lies die Schultern hängen. Der Tag konnte echt nicht mehr schlimmer werden.
"Leider ist untertrieben...", seufzte sie.
"Komm mir aber bloß nicht auf die Idee mich zu besuchen!" Sie sah den Jungen anklagend an. Der Angesprochene hob die Augenbraue.
"Wer würde dir schon zu nahe kommen", hämisch schaute er sie an. Green versuchte ruhig zu bleiben.
"Halt den Mund! Oder es passiert was!" Lange würde es nicht mehr dauern und Green würde ausrasten. Das brauchte sie sich doch nicht von so einem Idiot gefallen zu lassen.
"Pass auf, du rennst glei-" Doch weiter kam er nicht. Green war schon mit dem "etwas" zusammen gestoßen und lag mit zusammen gekniffenen Augen am Boden.
"HOI YA!" Green öffnete ihre Augen wieder und sah die Person die gerade gesprochen hatte und mit der sie zusammen gestoßen war:
Pink.
"Was machst du hier?" Pink zeigte auf das was sie in der Hand hatte; Greens Rollschuhe.
"Ich wollte sie dir nur vorbei bringen" Green sah die kleine etwas merkwürdig an. Denn, was brachten ihr die Rollschuhe, wenn sie nur noch wenige Meter von ihrem Zuhause entfernt war? Hätte Pink ihr diese zu Beginn des Tages gebracht, wäre das etwas anderes gewesen. Dennoch bedankte sich Green bei ihr und nahm sie entgegen, ohne sie anzuziehen.
Green schielte zu Gary und bemerkte dabei, dass er sie musterte. Pink legte ihren Kopf schief.
"Pink, wir sollten langsam gehen. Ich habe genug von Igeln."
Green überlegte langsam ernsthaft ob sie Nachhilfe nehmen sollte. Die schlechte Note vom letzten Test spuckte in ihrem Hinterkopf und vor ihren Augen türmten sich die Hausaufgaben. Das Problem dabei war, dass sie diese in knapp zwei Stunden abgeben sollte: sie hatte nur noch eine Pause um ihre Arbeit zu erledigen. Doch wie erwartet verstand sie nicht einmal die Hälfte davon. Es brachte nichts die Aufgabenstellung wieder und wieder zu lesen. Es kam das gleiche dabei raus: Verwirrung. Wäre Sho in der Schule hätte Green von ihr abschreiben können, doch diese hatte kurzerhand ihr Wochenende verlängert und war mit ihren Eltern auf einem Wochenendausflug. Sie hatten Green auch gefragt ob sie nicht mitkommen wollte, aber diese hatte abgelehnt.
Green raufte die Haare, als die Aufgabe zum wiederholten Mal keinen Sinn ergab. Vor sich hin fluchend wischte sie ihre Antwort mit der Rückseite ihres Bleistiftes weg. Dabei fiel ihr erst auf, dass sie beobachtet wurde. Gary saß am Tisch neben ihr, mit einem Haufen Büchern. Sie wunderte sich nicht darüber ihn zu sehen, immerhin befanden sie sich in der Bibliothek.
"So schwer waren die Aufgaben doch nicht", sagte er und zur Abwechslung, klang es nicht einmal beleidigend.
"Für dich vielleicht nicht. Aber für mich", antwortete sie und nahm wieder ihren Taschenrechner in Betrieb. Green versuchte nicht auf ihn zu achten, doch es war unvermeidlich als er sich vor sie hinsetzte. Skeptisch sah sie von dem Aufgaben auf und zu ihm. Doch sie sagte nichts.
"Lass mich dir helfen", sagte er sogar recht freundlich und streckte schon die Hand nach ihrem Heft aus.
"Du willst dich doch nur über mich lustig machen." Gary schüttelte leicht den Kopf.
"Werde ich nicht. Ich verspreche es dir." Mit leichter Schamesröte gab sie ihm ihr Heft.
"Aber erklär es mit bitte langsam." Er begann das Heft zu überfliegen und Green machte sich auf neckische Bemerkungen gefasst, doch diese blieben aus. Gary schwieg, überflog nicht nur ihre heutigen Aufgaben, sondern auch die letzten. Mit einem Klos im Hals bemerkte Green, dass er ihr gesamtes Heft unter die Luppe nahm und ihr unwohles Gefühl steigerte sich. Erst nach einer ganzen Weile sah er auf.
"Najotake." Green zuckte zusammen als wäre es das Urteil eines Richters.
"Ja?", fragte sie mit leicht zitternder Stimme. Seufzend gab er Green ihr Heft zurück und sie war erstaunt als er aus seiner Tasche sein eigenes Heft herausholte.
"Du hast das Problem, dass du das Grundprinzip nicht verstanden hast. Wir haben nicht mehr genug Zeit, als das ich es dir jetzt erklären könnte. Daher darfst du von mir Abschreiben." Skeptisch sah Green ihn an, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass er dafür nichts im Gegenzug haben wollte. Doch er fing bereits an fortzufahren, ehe sie etwas sagen konnte:
"Und heute nach der Schule gebe ich dir Nachhilfe. Solange bis du es verstanden hast." Die Skepsis der Angesprochenen fiel in sich zusammen und erstaunt sah sie ihn an.
"Und was willst du dafür?"
"Nichts. Nur eine fleißige Schülerin."
Der Tag war genauso warm wie der vorige. Die Sonne schien vom blauen Himmel, in den Klassenräumen war es kaum auszuhalten... Aber viele Schüler hatten das Glück auf ihrer Seite, denn für viele war der Unterricht bereits vorbei. Die meisten Schüler und Schülerinnen waren in ihren AGs und die, die in den Klassenräumen sitzen mussten waren zu bemitleiden. Green war ebenfalls in ihrem AG, um einige Sorgen erleichtert. Dankbar (auch wenn sie Gary das nicht erzählt hatte), hatte sie angenommen und die beiden hatten sich dazu verabredet sich nach deren AGs zu treffen. Garys Mathematik Kurs für Fortgeschrittene war früher beendet als Greens, daher musste er warten.
Gary lehnte an der Außenwand der Sporthalle. Er war bereits leicht genervt, da er schon 15 Minuten gewartet hatte. Da es ihm langsam zu bunt wurde, lugte Gary in die Halle um Green zu verstehen zu geben, dass er das Warten satt hatte.
Die Mädchen standen nebeneinander in einer Reihe und hörten ihrer Lehrerin zu. Ganz anders als im Unterricht, hörte Green aufmerksam zu und bemerkte daher nichts von Gary Kontaktaufnahme. Freiwillig meldete sie sich um eine Übung vorzuführen. Mit leichter Röte bemerkte er, dass Green in dem hautengen Trikot gar nicht mal so schlecht aussah. Sie hatte ihre langen Haare zu einem Zopf gebunden und wie sonst auch fielen ihr zwei Strähnen bis über die Schultern. Sein Blick wurde von ihren tief blauen Augen gefangen, die jedoch ihn nicht sahen, sondern vor Aufregung und Freude strahlten; es war ganz ihr Element. war nie aufgefallen das sie doch eigentlich ganz schön war. Erschreckt über sich selbst schüttelte er den Kopf. Er wollte, dürfte keine Gefühle zeigen! Und wieso auch? Gefühle bringen zu nichts, man brauchte sie nicht. Green Najotake war nix anderes als ein nerviges Mädchen. Er begriff nicht, weshalb sie ihn so aus der Fassung brachte. Er wusste sie war anders, aber das war wohl kaum der Grund. Das konnte nicht der Grund sein...
Weder Green noch Gary sprachen besonders viel. Schweigend, mit einem großen Abstand zwischen ihnen, gingen fanden sie schließlich den Weg Nachhause. Green schmiss ihre Tasche schnell in ihr Zimmer, entschied dich dazu, sich nicht umzuziehen, da sie nicht wollte, dass Gary sich allzu sehr in ihrem Zimmer umsehen konnte. Lange genug war sie jedenfalls in ihrem Zimmer, denn schon hörte sie Gary sagen:
"Najotake, hier liegt ein Zettel an dich adressiert." Auf diese Worte hin schritt Green schnell ins Nebenzimmer und gesellte sich neben Gary um den Zettel zu lesen, der in pinker Glitzerschrift geschrieben stand:
HOI YA!
Kom heutte spetter!!!! Binn in der Statt Schopppen!!!!
Hoff wenne ig wider da bie dad ig denne Fannkugen bekomme!!!!
Piink
Green schaute sich denn Zettel genau an und las ihn ein zweites Mal um zu begreifen wie viele Fehler sich in den zwei Zeilen befanden. Pink konnte noch nicht mal ihren eigenen Namen schreiben... Aber eigentlich wunderte sich Green, dass Pink überhaupt schreiben konnte...
"Ich muss schon sagen, sie ist ja dümmer als du." Verwundert hatte er über Greens Schultern mitgelesen. Die Angesprochene wandte sich erbost zu ihm um. Zum einen hatte er unerlaubt ihre Post gelesen und dann auch noch mit einer Beleidigung kommentieren! Aber, da Green nicht vorhatte jetzt schon einen Streit anzufangen, immerhin musste sie noch einige Stunden mit ihm aushalten, verzichtete sie darauf sich zu verteidigen.
"Anstatt hier große Sprüche zu klopfen, könnten wir auch endlich anfangen?!" Umso schneller sie in die Puschen kommen würden, umso schneller war sie ihn auch wieder los.
Keine zehn Minuten später waren die zwei auch schon vertieft in den unheimlichen Tiefen der Mathematik, oder eher gesagt nicht beide, sondern eigentlich nur Gary. Denn Green ging in diesen Tiefen eher verloren. Fieberhaft versuchte sie die Aufgabe zu lösen, doch irgendwie klappte es nicht so recht... Gary nippte an seinem Orangensaft und sah ihr etwas belustigt zu, wie sie ihren Kopf zerbrach. Er schaute runter auf ihre Aufgabe und sofort sah er den Fehler.
"Najotake, gib mal her.", die Angesprochene schaute auf. Er nahm ihr das Heft weg.
"Du machst gleich am Anfang einen entscheidenden Fehler...!", sagte Gary, nahm sich dann auch noch den Taschenrechner und legte diesen so hin, dass Green mit gucken konnte. Langsam tippte er die Zahlen in den Rechner ein und untermauerte dies mit Erklärungen. Green lauschte seinen Worten eifrig, war aber doch etwas verunsichert, als Gary ihr nun den Taschenrechner gab, mit den Worten, dass sie jetzt an der Reihe war. Sie schluckte, als wären die Aufgaben ein Dämon den es zu besiegen gab. Zuerst zögernd ging sie an die Aufgabe, bis sich das wackelige Eis unter ihr festigte und sie die Aufgaben schlussendlich auf dem Papier hatte. Die Resultate erschienen sogar logisch... Green war überrascht.
Mit ernster Miene gab sie ihm das Heft und gespannt wartete sie auf sein Urteil.
"Na bitte, geht doch."
"Ist es...richtig?!",, fragte Green sicherheitshalber nach, da sie das Unfassbare nicht glauben konnte. Als er bekräftigte, dass sie die Aufgabe tatsächlich richtig gemacht hatte, starrte das Mädchen die Aufgabe lange an. Er sabbelte bereits über die nächste Aufgabe, ohne zu bemerken, dass Green seinen Worten nicht folgte.
"Die Aufgaben sind doch... wirklich...richtig?", fragte Green mitten in seiner Erläuterung. Da er unterbrochen wurde, sah er genervt auf und erwiderte:
"Natürlich oder willst du eine schriftliche Erklärung darauf haben?" Er wollte gerade da weiter machen wo er stehen geblieben war, doch Green unterbrach ihn ein weiteres Mal und diesmal ließ sein Herz einen Schlag aus.
"Danke!" Gary konnte sich nicht erklären warum er so darauf reagierte, aber ihre Stimme zusammen mit dem ungewohnten Anblick eines lieben Lächeln in ihrem Gesicht, brachte ihn kurz aus dem Konzept. Wahrscheinlich, weil er nicht gedacht hatte, dass dieses Mädchen überhaupt lieb gucken konnte.
"W-Wir sollten keine Zeit verschwenden und da weiter machen wo wir aufgehört habe, Najotake." Die Angesprochene sah ihn unschuldig und ein wenig überrascht an, als sie bemerkte, dass er stotterte. Dieser eingebildete Idiot war doch in Wirklichkeit nicht etwa schüchtern?
"Du kannst mich auch einfach Green nennen." Die Antwort kam schneller als erwartet.
"Von mir aus." Die Beiden schwiegen sich an. Green war leicht rot und als sie Gary ansah bemerkte sie, dass auch er leicht rot war. Sie lächelte etwas unsicher. Was für eine dämliche Siteration...
"Ähm sollten wir nicht langsam weiter machen?"
"Guten morgen, Pink! Na, gut geschlafen?" Ausnahmsweise hatte sie ihre Haare zum Zopf gebunden und lächelte Pink zu. Diese legte den Kopf schief und schaute verwirrt drein.
"Guten morgen... Ist Heute irgendwas Besonderes? Du scheinst so gute Laune zu haben!" Kaum hatte Pink sich an den Küchentisch gesetzt, stellte Green auch schon Pfannkuchen vor ihre Nase, mit extra viel Schokoladensauce.
"Ach eigentlich gibt es keinen bestimmten Grund." Pink sah die Pfannkuchen als Einladung zum essen und haute rein.
"Hmmm! Lecker!", schwärmte Pink. Das andere Mädchen grinste und setzte sich ebenfalls hin. Sie hatte bereits gegessen.
"Hab ich ja auch gemacht! Aber das Beste daran ist, es ist billig! So kannst du mir wenigstens nicht die Haare vom Kopf essen, wenn du schon hier wohnen musst." Green grinste neckisch. Pink lächelte munter, sie hatte ganz vergessen was heute auf sie zukam. Doch Green hatte es nicht vergessen, sie war schon ganz neugierig auf Pinks Geschichte. Eigentlich wollte sie ja, dass sie von alleine anfing, aber diese war zu beschäftig mit dem Essen... Also musste Green wohl denn ersten Schritt machen:
"Pink, hast du vergessen, was du mir heute erzählen wolltest?" Greens Lächeln schwand bei diesen Worten und das breite Grinsen von Pinks Gesicht wurde steif, bis es sich vollständig auflöste. Zwar aß sie weiter, doch es sah bei weiten nicht mehr so enthusiastisch aus.
Green stand auf und legte ihre Hand auf Pinks Schulter. Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und schaute hoch zu Green. Sie lächelte Pink lieb an.
"Wie soll ich weiterhin meine Arbeit machen, wenn ich nicht die ganze Wahrheit kenne? Ich will dir doch helfen." In Pinks Augen sammelten sich Tränen. Green konnte nicht deuten ob es sich dabei um Freudentränen handelten, oder das Gegenteil. Schnell wischte Pink sich die Tränen mit ihren Ärmel weg.
"Ok" Pinks Stimme zitterte.
"Gut!", sagte Green.
"Aber zieh dich erst mal um, du bist ja noch im Nachthemd."
Als Pink sich endlich umgezogen hatte, saßen sich die beiden Mädchen gegenüber auf dem Sofa. Pink schien es sich schwer zu machen mit dem Anfangen, doch Green hatte diesmal nicht vor den ersten Schritt zu tun, sie wartete also geduldig bis Pink sich seufztend fragte wo sie nur anfangen sollte.
"Wohl am Anfang", antwortete Green. Pink zögerte, ehe sie sagte:
"Ich kann mich nicht erinnern." Sie schaute zu Boden während sie dies sagte und Green fragte sich schon ob Pink sie übers Ohr hauen wollte, doch dann erklärte Pink:
"Ich... habe mein Gedächtnis verloren."
"Amnesie?", kam es sofort aus Greens Mund gesprudelt. Pink nickte.
"Ich kann mich nur noch an die Zeit erinnern, die ich in der Dämonenwelt verbracht habe." Greens Hand rutschte von ihrem Kinn und schweigend sah sie ihre Gesprächspartnerin an, unsicher was sie sagen oder fragen sollte.Doch zum Glück für sie, nahm Pink ihr das ab. Ohne sie anzugucken fuhr sie fort:
"Ich wurde als kleines Kind mitgenommen und habe seitdem meine Erinnerungen verloren. Seid diesem Tag habe ich in der Dämonenwelt in Gefangenschaft gelebt. An die Zeit davor kann ich mich nicht mehr erinnern... sie haben mir alles genommen, Familie, Freunde, Träume mein Ich... ich weiß noch nicht mal ob "Pink" mein richtiger Name ist..."
Green schaute sie mit mitleidvollen Augen an und auf einmal brach das Gefühl in ihr aus, dass sie dieses kleine Mädchen beschützen musste und wollte. Es war ihr ein fremdes Gefühl, da ihr das Tun und die Gefühle anderer meistens egal waren. Doch für dieses kleine Mädchen empfand sie Mitleid, als wäre sie ihre eigene Schwester.
"Deshalb also war dieser Dämon hinter dir her... aber wozu brauchen die dich?" Pink zuckte kurz.
"Wegen meiner Schutzmagie."
"Was wollten sie damit?" Pink holte tief Luft.
"Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wofür die ganzen Untersuchungen gut waren..." Heiser brachte Green das Wort "Untersuchungen" heraus, doch Pink schüttelte nur mit dem Kopf. Die Antwort war klar: Sie wollte nicht darüber reden.
"Ich weiß es alles nicht mehr so genau... aber im letzten großen Kampf wo die Dämonen gegen uns kämpften, wurden sie in ihrer eigenen Welt versiegelt." Green kam unweigerlich ein Krieg in den Sinn und kaum hatte sie dies gedacht, blitzen die Bilder ihres Traumes vor ihrem geistigen Auge auf. Pink bemerkte es nicht.
"Ich glaube sie wollten mit meiner Magie versuchen, das Siegel zu brechen..." Green nickte gedankenverloren. Pink stoppte. Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort, bis sie fortfuhr.
"Es gab keine Hoffnung für mich."
"Wie ist es dir denn gelungen zu fliehen?"
"Das Siegel wird schwächer. Einige Dämonen können es überschreiten. Ich bekam mit, dass sie davon sprachen dich umzubringen", sagte Pink
"WAS?! Wieso wollen sie mich umbringen?! Das gibt doch keinen Sinn! Ich bin doch ein ganz normaler Mensch!", sagte Green hysterisch. Pink schaute etwas überrascht.
"Aber Green-chan, du bist doch kein Mensch! Du bist doch ein Wächter! Wie ich! Und die Dämonen töten Wächter, weil wir die einzigen sind, die sie aufhalten können!", antwortete Pink mit strahlenden Augen und abermals mit Tatendrang. Green jedoch gefiel es weniger eine lebende Zielscheibe für die gesamte Dämonenwelt zu sein.
"Kannst du mir eigentlich mal erklären, was genau Wächter eigentlich sind?" Pink holte mit der Faust aus um eine glorreiche Position zu vollführen.
"Wir sind die Beschützer der Menschheit!" Ok, dachte Green, sie würde wohl keine genaueren Informationen erhalten. Da ihr dies nun bewusst wurde, beschloss sie, das Thema wieder zu wechseln.
"Erzähl bitte weiter, Pink. Wie bist du geflohen?", fragte Green. Das Lächeln auf Pink Gesicht verschwand.
"Durch Zufall erfuhr ich von ihren Plänen und als ich deinen Namen hörte, klingelte es bei mir. Ich muss dich wohl irgendwie gekannt haben..." Pink zuckte mit den Schultern.
"Ich setzte alles daran zu fliehen, weil ich deine Magie aktivieren wollte, aber ich wusste nicht wie... doch durch eine Unachtsamkeit von ihnen konnte ich durch den Weg fliehen den auch sie benutzten und so landete ich bei dir." Pink seufzte wieder. Wieder schwiegen beide.
"Das war dann auch alles was ich weiß", sagte Pink ein wenig entschuldigend. Green nickte.
"Danke."
"Ist noch Schokolade da?"
Es war wohl der letzte warme Tag des Herbstes. Die Sonne hatte sich wohl richtig angestrengt, denn es waren ganze 30° zu messen. Green war auf dem Weg nach Hause von der Schule. Sie hatte ihren Mathe Test an diesem Tag zurückbekommen und natürlich hatte dies ihre Laune nicht sehr gebessert. Sie seufzte tief und ließ den Kopf hängen. In ihrem Leben lief momentan auch wirklich alles schief.
"Also ich muss sagen, für deine Verhältnisse ist eine fünf minus doch gar nicht so schlecht, Najotake." Green wirbelte herum und erblickte Gary hinter sich. Erschrocken über sein plötzliches Auftauchen, nahm sie erst einmal einige Meter Abstand und versteckte den Test hinter ihrem Rücken, als wäre es noch nicht zu spät.
"Was meinst du mit "für deine Verhältnisse", Ookido?" Green reagierte gereizt auf seine Sticheleien. Erst als sie ihren Satz über die Lippen hatte, kamen ihr die jüngsten Ereignisse wieder in den Sinn und ihr fiel auf, dass es das erste Mal war, dass er mit ihr sprach seitdem er sie dazu aufgefordert hatte in die Sonne zu sehen.
"Stell dich nicht dümmer als du bist", antwortete er gehässig. Green drehte sich um und ging weiter, ohne darauf einzugehen. Obwohl sie spürte, dass sie wütend wurde, dachte sie fieberhaft darüber nach, ob sie ihn darauf ansprechen sollte. Es war alles wie früher: er machte sich über die lustig und sie fingen mal wieder an sich zu streiten. Auch die abgrundtiefe Feindlichkeit war aus seinen Augen verschwunden. Freundlich sah er sie zwar nicht gerade an, aber lange nicht so mit hasserfüllt. Green wusste nicht warum, aber irgendwie erleichterte sie dies.
Sie ging ein paar Schritte bemerkte doch gleich, dass Gary immer noch hinter ihr ging. Green drehte sich während des Gehens zu ihm um.
"Kann es sein, dass du mich verfolgst?!"
"Das ist zufällig auch mein Heimweg", antwortete Ookido gelassen.
"Seit wann bitteschön?"
"Seit ich umgezogen bin" Green sah ihn überrascht an.
"Wohnst du etwa in meiner Gegend?", fragte sie sogar etwas angsterfüllt.
"Ich habe mich nie dafür interessiert wo du wohnst." Green drehte sich um und zeigte auf einen etwas weiter entfernten Wohnblock.
"Dort wohn ich" Sie lies ihren Arm sinken. Gary trat neben Green.
"Ich leider auch." Green lies die Schultern hängen. Der Tag konnte echt nicht mehr schlimmer werden.
"Leider ist untertrieben...", seufzte sie.
"Komm mir aber bloß nicht auf die Idee mich zu besuchen!" Sie sah den Jungen anklagend an. Der Angesprochene hob die Augenbraue.
"Wer würde dir schon zu nahe kommen", hämisch schaute er sie an. Green versuchte ruhig zu bleiben.
"Halt den Mund! Oder es passiert was!" Lange würde es nicht mehr dauern und Green würde ausrasten. Das brauchte sie sich doch nicht von so einem Idiot gefallen zu lassen.
"Pass auf, du rennst glei-" Doch weiter kam er nicht. Green war schon mit dem "etwas" zusammen gestoßen und lag mit zusammen gekniffenen Augen am Boden.
"HOI YA!" Green öffnete ihre Augen wieder und sah die Person die gerade gesprochen hatte und mit der sie zusammen gestoßen war:
Pink.
"Was machst du hier?" Pink zeigte auf das was sie in der Hand hatte; Greens Rollschuhe.
"Ich wollte sie dir nur vorbei bringen" Green sah die kleine etwas merkwürdig an. Denn, was brachten ihr die Rollschuhe, wenn sie nur noch wenige Meter von ihrem Zuhause entfernt war? Hätte Pink ihr diese zu Beginn des Tages gebracht, wäre das etwas anderes gewesen. Dennoch bedankte sich Green bei ihr und nahm sie entgegen, ohne sie anzuziehen.
Green schielte zu Gary und bemerkte dabei, dass er sie musterte. Pink legte ihren Kopf schief.
"Pink, wir sollten langsam gehen. Ich habe genug von Igeln."
Green überlegte langsam ernsthaft ob sie Nachhilfe nehmen sollte. Die schlechte Note vom letzten Test spuckte in ihrem Hinterkopf und vor ihren Augen türmten sich die Hausaufgaben. Das Problem dabei war, dass sie diese in knapp zwei Stunden abgeben sollte: sie hatte nur noch eine Pause um ihre Arbeit zu erledigen. Doch wie erwartet verstand sie nicht einmal die Hälfte davon. Es brachte nichts die Aufgabenstellung wieder und wieder zu lesen. Es kam das gleiche dabei raus: Verwirrung. Wäre Sho in der Schule hätte Green von ihr abschreiben können, doch diese hatte kurzerhand ihr Wochenende verlängert und war mit ihren Eltern auf einem Wochenendausflug. Sie hatten Green auch gefragt ob sie nicht mitkommen wollte, aber diese hatte abgelehnt.
Green raufte die Haare, als die Aufgabe zum wiederholten Mal keinen Sinn ergab. Vor sich hin fluchend wischte sie ihre Antwort mit der Rückseite ihres Bleistiftes weg. Dabei fiel ihr erst auf, dass sie beobachtet wurde. Gary saß am Tisch neben ihr, mit einem Haufen Büchern. Sie wunderte sich nicht darüber ihn zu sehen, immerhin befanden sie sich in der Bibliothek.
"So schwer waren die Aufgaben doch nicht", sagte er und zur Abwechslung, klang es nicht einmal beleidigend.
"Für dich vielleicht nicht. Aber für mich", antwortete sie und nahm wieder ihren Taschenrechner in Betrieb. Green versuchte nicht auf ihn zu achten, doch es war unvermeidlich als er sich vor sie hinsetzte. Skeptisch sah sie von dem Aufgaben auf und zu ihm. Doch sie sagte nichts.
"Lass mich dir helfen", sagte er sogar recht freundlich und streckte schon die Hand nach ihrem Heft aus.
"Du willst dich doch nur über mich lustig machen." Gary schüttelte leicht den Kopf.
"Werde ich nicht. Ich verspreche es dir." Mit leichter Schamesröte gab sie ihm ihr Heft.
"Aber erklär es mit bitte langsam." Er begann das Heft zu überfliegen und Green machte sich auf neckische Bemerkungen gefasst, doch diese blieben aus. Gary schwieg, überflog nicht nur ihre heutigen Aufgaben, sondern auch die letzten. Mit einem Klos im Hals bemerkte Green, dass er ihr gesamtes Heft unter die Luppe nahm und ihr unwohles Gefühl steigerte sich. Erst nach einer ganzen Weile sah er auf.
"Najotake." Green zuckte zusammen als wäre es das Urteil eines Richters.
"Ja?", fragte sie mit leicht zitternder Stimme. Seufzend gab er Green ihr Heft zurück und sie war erstaunt als er aus seiner Tasche sein eigenes Heft herausholte.
"Du hast das Problem, dass du das Grundprinzip nicht verstanden hast. Wir haben nicht mehr genug Zeit, als das ich es dir jetzt erklären könnte. Daher darfst du von mir Abschreiben." Skeptisch sah Green ihn an, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass er dafür nichts im Gegenzug haben wollte. Doch er fing bereits an fortzufahren, ehe sie etwas sagen konnte:
"Und heute nach der Schule gebe ich dir Nachhilfe. Solange bis du es verstanden hast." Die Skepsis der Angesprochenen fiel in sich zusammen und erstaunt sah sie ihn an.
"Und was willst du dafür?"
"Nichts. Nur eine fleißige Schülerin."
Der Tag war genauso warm wie der vorige. Die Sonne schien vom blauen Himmel, in den Klassenräumen war es kaum auszuhalten... Aber viele Schüler hatten das Glück auf ihrer Seite, denn für viele war der Unterricht bereits vorbei. Die meisten Schüler und Schülerinnen waren in ihren AGs und die, die in den Klassenräumen sitzen mussten waren zu bemitleiden. Green war ebenfalls in ihrem AG, um einige Sorgen erleichtert. Dankbar (auch wenn sie Gary das nicht erzählt hatte), hatte sie angenommen und die beiden hatten sich dazu verabredet sich nach deren AGs zu treffen. Garys Mathematik Kurs für Fortgeschrittene war früher beendet als Greens, daher musste er warten.
Gary lehnte an der Außenwand der Sporthalle. Er war bereits leicht genervt, da er schon 15 Minuten gewartet hatte. Da es ihm langsam zu bunt wurde, lugte Gary in die Halle um Green zu verstehen zu geben, dass er das Warten satt hatte.
Die Mädchen standen nebeneinander in einer Reihe und hörten ihrer Lehrerin zu. Ganz anders als im Unterricht, hörte Green aufmerksam zu und bemerkte daher nichts von Gary Kontaktaufnahme. Freiwillig meldete sie sich um eine Übung vorzuführen. Mit leichter Röte bemerkte er, dass Green in dem hautengen Trikot gar nicht mal so schlecht aussah. Sie hatte ihre langen Haare zu einem Zopf gebunden und wie sonst auch fielen ihr zwei Strähnen bis über die Schultern. Sein Blick wurde von ihren tief blauen Augen gefangen, die jedoch ihn nicht sahen, sondern vor Aufregung und Freude strahlten; es war ganz ihr Element. war nie aufgefallen das sie doch eigentlich ganz schön war. Erschreckt über sich selbst schüttelte er den Kopf. Er wollte, dürfte keine Gefühle zeigen! Und wieso auch? Gefühle bringen zu nichts, man brauchte sie nicht. Green Najotake war nix anderes als ein nerviges Mädchen. Er begriff nicht, weshalb sie ihn so aus der Fassung brachte. Er wusste sie war anders, aber das war wohl kaum der Grund. Das konnte nicht der Grund sein...
Weder Green noch Gary sprachen besonders viel. Schweigend, mit einem großen Abstand zwischen ihnen, gingen fanden sie schließlich den Weg Nachhause. Green schmiss ihre Tasche schnell in ihr Zimmer, entschied dich dazu, sich nicht umzuziehen, da sie nicht wollte, dass Gary sich allzu sehr in ihrem Zimmer umsehen konnte. Lange genug war sie jedenfalls in ihrem Zimmer, denn schon hörte sie Gary sagen:
"Najotake, hier liegt ein Zettel an dich adressiert." Auf diese Worte hin schritt Green schnell ins Nebenzimmer und gesellte sich neben Gary um den Zettel zu lesen, der in pinker Glitzerschrift geschrieben stand:
HOI YA!
Kom heutte spetter!!!! Binn in der Statt Schopppen!!!!
Hoff wenne ig wider da bie dad ig denne Fannkugen bekomme!!!!
Piink
Green schaute sich denn Zettel genau an und las ihn ein zweites Mal um zu begreifen wie viele Fehler sich in den zwei Zeilen befanden. Pink konnte noch nicht mal ihren eigenen Namen schreiben... Aber eigentlich wunderte sich Green, dass Pink überhaupt schreiben konnte...
"Ich muss schon sagen, sie ist ja dümmer als du." Verwundert hatte er über Greens Schultern mitgelesen. Die Angesprochene wandte sich erbost zu ihm um. Zum einen hatte er unerlaubt ihre Post gelesen und dann auch noch mit einer Beleidigung kommentieren! Aber, da Green nicht vorhatte jetzt schon einen Streit anzufangen, immerhin musste sie noch einige Stunden mit ihm aushalten, verzichtete sie darauf sich zu verteidigen.
"Anstatt hier große Sprüche zu klopfen, könnten wir auch endlich anfangen?!" Umso schneller sie in die Puschen kommen würden, umso schneller war sie ihn auch wieder los.
Keine zehn Minuten später waren die zwei auch schon vertieft in den unheimlichen Tiefen der Mathematik, oder eher gesagt nicht beide, sondern eigentlich nur Gary. Denn Green ging in diesen Tiefen eher verloren. Fieberhaft versuchte sie die Aufgabe zu lösen, doch irgendwie klappte es nicht so recht... Gary nippte an seinem Orangensaft und sah ihr etwas belustigt zu, wie sie ihren Kopf zerbrach. Er schaute runter auf ihre Aufgabe und sofort sah er den Fehler.
"Najotake, gib mal her.", die Angesprochene schaute auf. Er nahm ihr das Heft weg.
"Du machst gleich am Anfang einen entscheidenden Fehler...!", sagte Gary, nahm sich dann auch noch den Taschenrechner und legte diesen so hin, dass Green mit gucken konnte. Langsam tippte er die Zahlen in den Rechner ein und untermauerte dies mit Erklärungen. Green lauschte seinen Worten eifrig, war aber doch etwas verunsichert, als Gary ihr nun den Taschenrechner gab, mit den Worten, dass sie jetzt an der Reihe war. Sie schluckte, als wären die Aufgaben ein Dämon den es zu besiegen gab. Zuerst zögernd ging sie an die Aufgabe, bis sich das wackelige Eis unter ihr festigte und sie die Aufgaben schlussendlich auf dem Papier hatte. Die Resultate erschienen sogar logisch... Green war überrascht.
Mit ernster Miene gab sie ihm das Heft und gespannt wartete sie auf sein Urteil.
"Na bitte, geht doch."
"Ist es...richtig?!",, fragte Green sicherheitshalber nach, da sie das Unfassbare nicht glauben konnte. Als er bekräftigte, dass sie die Aufgabe tatsächlich richtig gemacht hatte, starrte das Mädchen die Aufgabe lange an. Er sabbelte bereits über die nächste Aufgabe, ohne zu bemerken, dass Green seinen Worten nicht folgte.
"Die Aufgaben sind doch... wirklich...richtig?", fragte Green mitten in seiner Erläuterung. Da er unterbrochen wurde, sah er genervt auf und erwiderte:
"Natürlich oder willst du eine schriftliche Erklärung darauf haben?" Er wollte gerade da weiter machen wo er stehen geblieben war, doch Green unterbrach ihn ein weiteres Mal und diesmal ließ sein Herz einen Schlag aus.
"Danke!" Gary konnte sich nicht erklären warum er so darauf reagierte, aber ihre Stimme zusammen mit dem ungewohnten Anblick eines lieben Lächeln in ihrem Gesicht, brachte ihn kurz aus dem Konzept. Wahrscheinlich, weil er nicht gedacht hatte, dass dieses Mädchen überhaupt lieb gucken konnte.
"W-Wir sollten keine Zeit verschwenden und da weiter machen wo wir aufgehört habe, Najotake." Die Angesprochene sah ihn unschuldig und ein wenig überrascht an, als sie bemerkte, dass er stotterte. Dieser eingebildete Idiot war doch in Wirklichkeit nicht etwa schüchtern?
"Du kannst mich auch einfach Green nennen." Die Antwort kam schneller als erwartet.
"Von mir aus." Die Beiden schwiegen sich an. Green war leicht rot und als sie Gary ansah bemerkte sie, dass auch er leicht rot war. Sie lächelte etwas unsicher. Was für eine dämliche Siteration...
"Ähm sollten wir nicht langsam weiter machen?"